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Wahl des richtigen Lehrgangsanbieter: was macht einen guten Dozenten aus?

Während wir uns an dieser Stelle schon früher über die Wahl des richtigen Bildungsanbieters ausgelassen haben, und dabei auch auf unseriöse Angebote hingewiesen haben, gelten auch für die Dozenten in der Erwachsenenbildung sowie in betriebswirtschaftlichen Fortbildungen bestimmte Qualitätskriterien. Die unterscheiden sich von den Maßstäben für Lehrer in Schulen, und das liegt nicht nur an den Besonderheiten des Qualitätsmanagements im Bildungsbetrieb. Dieser Artikel gibt Hinweise, wie Lehrgangsteilnehmer ihre Dozenten im Vorfeld der Lehrveranstaltung einschätzen können.

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Kein Primat der Pädagogik

Während Lehrer an Schulen für Kinder eine Erziehungsaufgabe haben, kann und soll man Erwachsene nicht mehr erziehen. Die Tätigkeit des Dozenten, im Gegensatz zu der des Lehrers, ist daher nicht primär eine pädagogische Aufgabe, sondern eine fachlich orientierte Stoffvermittlung. Der Dozent muß sein Fachgebiet beherrschen, das ist das Wichtigste, und bei seinen Schützlingen Wissen, Können und Erkennen herbeibringen. Das heißt natürlich nicht, daß pädagogische Fähigkeiten gänzlich unwichtig seien, und der Einwurf, eine schlechte Pädagogik zwinge den Lernenden zu Eigeneinsatz und sei daher im Grunde vorteilhaft, ist natürlich zynisch; es heißt aber sehr wohl, daß pädagogische Experimente in der Erwachsenenbildung noch unangebrachter sind als mit (oder an) Kindern.

Vielseitige Kompetenzen erforderlich

Die Betriebswirtschaft unterliegt einem schnellen Wandel. Neben dem Rechnungswesen und der Funktionenlehre muß der Betriebswirt heute mit Office-Programmen, Datenbanken und Desktop Publishing umgehen können. Das gilt selbstverständlich auch für Dozenten: die müssen ihren Schützlingen nicht nur die mathematischen Grundlagen und deren betriebswirtschaftliche Anwendungen vermitteln können, sondern auch die zugehörigen digitalen Umsetzungen. Fähigkeiten in Excel, Access, SQL, VBA und PHP sind daher meines Erachtens nach unerläßlich, denn der einzige Ort, wo im Betrieb heute noch etwas ohne Computer flüssig erledigt wird, ist die Toilette. Leider bringen nur wenige Kollegen digitale Grundkompetenzen mit.

Publish or Perish

Während wir an anderer Stelle die Wissenschaftlichkeit der betriebswirtschaftlichen Aus- und Fortbildung bezweifelt haben, gelten für Fortbildungen im Bereich der Erwachsenenbildung doch wissenschaftliche Anforderungen. Das gilt für den akademischen Bereich mehr als für die Industrie- und Handelskammern, die bekanntlich eigene Stärken haben. Eine wichtige Anforderung ist aber hier wir dort, daß wer wissenschaftlich arbeitet, auch wissenschaftlich publizieren muß. Das gilt auch für Dozenten: nur wer schreibt, der bleibt. Ein Dozent, von dem keine Veröffentlichungen existieren, ist entweder ein Anfänger oder ein Absacker. Dabei ist eine eigene Webseite oft schon ein guter Anfang, doch sollte die auch wirklich Substanz bieten: ein paar aus HTML-Versatzstücken roh zusammengezimmerte Schablonen reichen nicht. Ein paar Autoreneinträge bei der Deutschen Nationalbibliothek sind besser.

Lehre mit Transparenz

Das Prinzip der Dienstleistung gilt auch für die Lehrtätigkeit, ebenso wie das Prinzip der kurzen Wertkette: Fehler können meist nicht korrigiert werden. Transparente Methoden und Vorgehensweisen sind daher besonders wichtig. Der Dozent sollte deshalb öffentlich über seine Methodik, Zielvorstellung und Arbeitsweise aufklären (Beispiel) und über seine Person und Arbeit Informationen bereitstellen. Deren Auswertung verschafft dem Teilnehmer schon vor Beginn der Veranstaltung einen ersten Eindruck. Fehler werden freilich dennoch gemacht, sind dann aber wenigstens dokumentierbarer.

Kostenlos, aber nicht umsonst

Gute Dozenten erkennt man auch an ihrem nichtdienstlichen Einsatz. Während es meines Erachtens nach weder unmoralisch noch falsch ist, daß Dozenten für ihre Tätigkeit Geld verlangen, ist Wissen heute doch auch oft kostenlos zu haben. Nur hoffentlich nicht umsonst. Dem muß auch der Dozent sich anpassen, z.B. indem er Foren und andere elektronische Lernmittel führt, die mindestens zu einem gewissen Maß auch Unbeteiligten Dritten offenstehen sollten. Auch eine Prüfertätigkeit gehört übrigens dazu, obwohl die meistens schlecht bezahlt ist.

Wer etwas kann, der tut es...

...und wer es nicht kann, der unterrichtet es? Qualität hat auch in der Lehre ihren Preis, und Bildungsfirmen, die nur 8 bis 15 Euro pro Stunde zahlen, können kaum gute Leute binden. Andererseits sind nebenamtliche Dozenten oft besser als Vollzeitlehrer, wenn sie eigentlich einer ganz anderen Arbeit nachgehen, denn dann verlieren sie weniger den Kontakt zur Wirklichkeit. Und können ihre Teilnehmer auf die Härten der Realität im angeblichen Wirtschaftsaufschwung besser vorbereiten.

Links zum Thema: Schwarze Schafe: Hinweise zur Wahl der richtigen Bildungsfirma | Kundenzufriedenheit und Qualitätsmanagement im Bildungsbetrieb | Wissen, Können und Erkennen, oder von der Treppe, die zum Prüfungserfolg führt | Die Betriebswirtschaft als Wissenschaft oder vom Hochmut der Professoren | Der olle Willi, oder was die IHK besser kann als eine Universität | Prüfungsausschüsse: kostenlos oder umsonst? | Mein Lehrkonzept | Persönlichkeits- und Lehrprofil (interne Links)

Literatur: Winteler, Adi, "Professionell lehren und lernen. Ein Praxisbuch", unter Mitarbeit von H.-C.- Bartscherer, C. Geyer und G. Lehrberger. 3. Auflage 2008, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-534-17258-0. Das Buch von Adi Winteler ist ein ausgezeichneter Pädagogikleitfaden der Erwachsenenbildung und hat mich in meiner Arbeit sehr beeinflußt.


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