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Geprüfter Technischer Betriebswirt: der häufigste Fehler in der Projektarbeit

Im Laufe der Jahre habe ich viele Projektarbeiten von Technischen Betriebswirten gesehen. Natürlich enthalten diese auch viele Fehler, aber einer ist besonders häufig: der Versuch, alles auf einmal zu machen. Durch keinen anderen Fehler werden so viele Prüfungen vergeigt wie durch Oberflächlichkeit bei der Behandlung betrieblicher Probleme. Weniger ist oft mehr, auch in der IHK-Projektarbeit!

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Nicht alle auf einmal!!

So gibt es in der zugrundeliegenden Lehrveranstaltung einen Kanon von Themen: Buchhaltung und Bilanzierung, kostenrechnerische Grundlagen, Kalkulation, Voll- und Teilkostenrechnung, statische und dynamische Investitionsrechnung, Entscheidungstheorie und vieles andere mehr. Ein guter Dozent vermittelt diese Themen, und ein guter Teilnehmer setzt sich damit vertieft auseinander. Beides lädt aber auch zum häufigsten Fehler ein, der in der Projektarbeit gemacht wird.

So soll in der schriftlichen Hausarbeit ja unter Beweis gestellt werden, daß man theoretische Konzepte mit betrieblichem Leben füllen kann. Der Teilnehmer soll, was er im Klassenraum (und im Studierzimmer) gelernt hat, konkret in die betrieblichen Wirklichkeit tragen. Leider versuchen viele, alle Verfahren auf einmal zu präsentieren. Auf diese Art beweisen sie aber gerade nicht ihre frisch erworbene Fachkompetenz.

Zum Beispiel die Nutzwertanalyse

Die Nutzwertanalyse ist beispielsweise bei Investitionsentscheidungen sehr populär. Sie eignet sich, sonst nicht quantifizierbare Kriterien in die Entscheidung einzubeziehen, und ergänzt daher oft das vorherige Zahlenwerk. Hierzu müssen qualitative Kriterien gewichtet, die Merkmalsausprägungen kalibriert und die konkreten Daten erhoben werden: eine langwierige Arbeit, die viel Sorgfalt und Zeit erfordert. Erst dann kann ein Ergebnis erzielt werden. Das alles ist umständlich und raumgreifend: es braucht bei einem mittelprächtigen Investitionsobjekt wenigstens zehn bis 15 Druckseiten.

Viele Autoren von Projektarbeiten versuchen aber, eine Nutzwertanalyse auf gerade mal ein oder zwei Seiten abzuhandeln. Das kann nicht gehen. Das ist nicht oberflächlich, sondern schlicht falsch.

Die Fallen der Psychologie

Vielleicht geht mit einigen Teilnehmern die Psychologie durch, doch mehr Themen bringen oft eine schlechtere (und nicht etwa eine bessere) Note. Während mündliche Prüfungen in der Regel in die Breite gehen, also inhaltlich bei den Grundkonzepten bleiben, muß in der Projektarbeit ein Thema vertieft behandelt werden. Sonderfälle, Ausnahmen und viele konkrete Daten müssen untersucht und im einzelnen dargestellt werden. Nur dann ergibt sich auch ein betrieblicher Nutzen. Oberster Rat also: zwei oder höchstens drei Verfahren anwenden, diese dafür aber richtig. Das ist ein Erfolgsrezept. Wer meint, alles auf einmal machen zu können, bleibt viel zu oberflächlich – und erlebt eine böse Überraschung.

So entstehen undurchdachte Praktikerlösungen

An dieser Stelle haben wir immer wieder undurchdachte Praktikerlösungen zerlegt (Beispiel, noch ein Beispiel). Meistens basieren solche falschen Lösungsversuche auf mangelndem Verständnis für die zugrundeliegenden Definitionen. Hier sind wir möglicherweise an einer Quelle solcher Fehler angelangt: wer eine Kostenrechnung auf zwei Seiten versucht, kann kaum brauchbare Daten dafür bereitstellen – und schon gar nicht die Zahlungsdaten abgrenzen, für die fünf dynamischen Rechenverfahren, die auf den nächsten beiden Seiten folgen. Kein Wunder, daß Auszahlungen, Ausgaben, Aufwendungen und Kosten in solchen Projektarbeiten munter durcheinandergeworfen werden. So aber entstehen gerade diese unausrottbaren Fehler, die von einer Teilnehmergeneration an die nächste undurchdacht weitergereicht werden, und am Ende sogar bei der Industrie- und Handelskammer in den Prüfungen auflaufen: keiner macht sich die Mühe, so was mal richtig zu durchdenken.

Vielleicht auch ein Kammerfehler!

Aber es gibt noch eine ganz andere Vermutung: leider können oder wollen die Industrie- und Handelskammern ihr Haus nicht aufräumen. Es gibt daher noch immer unseriöse Lehrgangsanbieter, die Kinderlernmethoden wie Lückentexte allen ernstes in der Erwachsenenbildung einsetzen oder in der Werbung suggerieren, man könne einen hochwertigen Abschluß in wenigen Tagen erwerben. Genau das kann man aber nicht – doch die, die auf so was hereinfallen, meinen dann auch, man könne eine Break Even Analyse auf einer halben Seite abhandeln. Das aber geht so wenig wie das Rechnungswesen in zwei Tagen zu erlernen.

Links zum Thema: Geprüfter Technischer Betriebswirt: Beispiel für eine mit »ungenügend« bewertete Projektarbeit | Geprüfter Technischer Betriebswirt: Hinweise zum technischen Teil der Projektarbeit | Amortisationsrechnung: Warum Fehler durch häufige Wiederholung nicht richtiger werden... | Gesamtkapitalrentabilität: Warum falsche Methoden durch häufiges Nachmachen nicht richtiger werden | Die Qualitätsmängel der Kämmerlinge: Vorschlag für Pflichtakkreditierung von Fortbildungsanbietern | Rechnungswesen in zwei Tagen: der Turbo-Lift zum Erfolg? | Hinweise für Studien-, Projekt- und Diplomarbeit (interne Links)


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