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Risikomanagement: Was ist eigentlich Matching?

Schon vor einiger Zeit haben wir uns an dieser Stelle im Zusammenhang mit dem neuen Rahmenstoffplan "Geprüfter Betriebswirt" über die Neuregelung des Faches "Finanzwirtschaft" verbreitet. Eines der neuen Themen ist die Absicherung von Währungsrisiken durch das sogenannte "Matching". Hierbei werden Risikobegrenzungen ohne Termingeschäfte erzielt. Aber was zum Teufel ist Matching?

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Unter dem sogenannten Matching versteht man die wechselseitige Absicherung von Fremdwährungsrisiken durch Fremdwährungsforderungen und Fremdwährungsverbindlichkeiten gleichen Betrages und gleicher Frisitigkeit. Steht einer Fremdwährungsforderung eine Fremdwährungsverbindlichkeit gleicher Art, Dauer und Höhe gegenüber, so eliminieren sich das Fremdwährungsrisiko der Forderungs- und der Verbindlichkeitenseite. Matching ist keine Aufrechnung (§§387–396 BGB) und keine Verrechnung (§246 Abs. 2 HGB), denn dem Matching liegen i.d.R. Forderungen und Verbindlichkeiten gegen unterschiedliche Personen zugrunde. Weder Aufrechnung noch Verrechnung sind daher zulässig. Matching besteht also lediglich in gleichzeitiger Bilanzierung zwecks wechselseitiger Risikoeliminierung.

Man kann sich an einem Beispiel verdeutlichen, was Matching im einelnen bewirkt. Ein Unternehmen verkaufe Produkte im Wert von 100.000 US$ in den Dollar-Raum. Diese Transaktion ist natürlich umsatzsteuerfrei. Auf der Aktivseite steht also eine Forderung aus Lieferungen und Leistungen i.H.v. 100.000 US$. Diese Forderung ist einem Währungsrisiko ausgesetzt. Betrage die Zahlungsfrist des Abnehmers sechs Wochen, so entscheidet i.d.R. erst der Kurs des US-Dollars in sechs Wochen über die wirkliche Höhe des in Euro umgerechneten Zahlungseinganges. Dieses Risiko kann man durch den Aufbau einer gleich hohen und gleich lange laufenden Verbindlichkeit in gleicher Währung absichern. Beispielsweise kauft die Unternehmung bei einem US-amerikanischen Zulieferer Waren im Wert von wiederum 100.000 US-Dollar. Auf diese Weise entsteht eine gleichartige Verbindlichkeit:

Matching gleichrangiger Fremdwährungspositionen
Aktiva Passiva
[...] [...] [...] [...]
Lieferforderungen (6 Wochen) 100.000 US$ Lieferverbindlichkeit (6 Wochen) 100.000 US$
[...] [...] [...] [...]

Dies funktioniert auch mit anderen als Lieferforderungen und -verbindlichkeiten. Beispielsweise kann einer Darlehensforderung in Fremdwährung eine Darlehensschuld gleicher Laufzeit in gleicher Fremdwährung gegenübergestellt werden. Auch diese beiden gleichen einander das Fremdwährungsrisiko aus:

Mehrfaches Matching von Fremdwährungspositionen
Aktiva Passiva
[...] [...] [...] [...]
Darlehensforderungen 950.000 US$ Darlehensverbindlichkeit 950.000 US$
[...] [...] [...] [...]
Lieferforderungen 100.000 US$ Lieferverbindlichkeit 100.000 US$
[...] [...] [...] [...]

Die wichtigsten Vorteile dieser Absicherungsstrategie sind:

  • das Matching ist an sich kostenlos. Da es keine finanzwirtschaftliche Dienstleistung wie z.B. eine Versicherung darstellt, wird auch keine Gebühr fällig;
  • das Matching paßt gut mit bestehenden Auslandsbeziehungen zusammen. Wenn in den Dollarraum verkauft wird, dann können i.d.R. von dort auch Produkte bezogen werden.

Diesen Vorteilen stehen die folgenden Nachteile gegenüber, deren Kenntnis ebenso prüfungswichtig ist:

  • es kann sehr schwierig sein, nach Höhe und Laufzeit "passende" Verbindlichkeiten entsprechenden Forderungen gegenüberzustellen. Oft gibt es keine "passende" Verbindlichkeit, die das Fremdwährungsrisiko einer bestehenden Forderung absichern könnte. Nur und ausschließlich aufgrund der Matching-Strategie im Dollar-Raum einzukaufen, wo eine Beschaffung auch in Europa oder in Billigländern möglich wäre, ist i.d.R. keine wirtschaftliche Verhaltensweise;
  • da eine bestehende Fremdwährungsforderung nur durch eine gleichlang laufende Fremdwährungsverbindlichkeit abgesichert werden kann, kann das Matching einen Verzicht auf Lieferantenskonto bei der absichernden Verbindlichkeit nach sich ziehen. Schon in der Zahlungsbedingung "7 Tage netto Kasse, sonst 21 Tage Ziel" stecken aber 78% Zins pro Jahr. Das kann das Matching aber wiederum sehr teuer machen.

Wie praxisrelevant das Matching als Methode der Risikoabsicherung ist, sei dahingestellt. Derivatgeschäfte sind schon wegen der in ihnen steckenden Hebeleffekte oft viel interessanter. Vor einer Prüfung ist das aber die falsche Frage, denn wenn es sogar schon im IHK-Material erwähnt wird, dann sollte der Prüfungsteilnehmer darüber auch bescheid wissen.

Links zum Thema: Geprüfter Betriebswirt: Hinweise zum neuen Rahmenstoffplan | Geprüfter Betriebswirt: die Fallen der Finanzwirtschaft oder die notwendige Reform der Reform | Geprüfter Betriebswirt: neue Verordnung, neue Prüfung - neues Spiel, neues Glück | Termingeschäfte: die volkswirtschaftliche Zeitbombe | Optionsgeschäfte: was zum Teufel ist ein Stillhalter? | Skontozins: wenn Du nicht mehr weiter weißt... (interne Links)

Hinweise auf relevante Inhalte der BWL CD: [Lexikon]: "Derivatgeschäft", "Lieferantenskonto", "Matching", "Option", "Termingeschäfte", "Zinsen bei Skonto". [Manuskripte]: "Finanzierung Skript.pdf", "Investition Skript.pdf".
Diese Hinweise beziehen sich auf die zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Artikels aktuelle Version der BWL CD. Nicht alle Inhalte und nicht alle Stichworte sind in älteren Fassungen enthalten. Den tagesaktuellen Stand ersehen Sie aus dem Inhaltsverzeichnis oder dem thematischen Verzeichnis.


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