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Lebensmittelpreise: haben wir etwa immer noch nichts dazugelernt?

Schon vor einiger Zeit berichteten wir über die Tortilla-Krise in Mexiko: durch den Anbau von Pflanzen zur Treibstoffgewinnung anstatt zur Ernährung ist dort der Preis von Grundnahrungsmitteln bis zu Hungerunruhen explodiert. Das Thema ist in Europa tabu, denn auch hier werden "nachwachsende Rohstoffe" aus politisch-ideologischen Gründen gefördert. Und auch hier führt das zu Preissteigerungen.

Das haben wir vor einigen Tagen am Kühlregal bemerkt, wo sich die Leute über die plötzliche Preisexplosion von Milchprodukten aller Art die Augen rieben. Aber nicht nur der Joghurtpreis brennt in den Augen, auch Fleischprodukte und vieles andere mehr soll teurer werden. Nachdem uns die Ökologisten schon allen Ernstes weismachen wollten, man solle aus "Klimaschutz"-Gründen kein Obst aus Übersee und kein Fleisch mehr essen, hatte das örtliche Einkaufszentrum hier gestern keine Butter un keine Milch mehr - Hamsterkäufe wie einst in der DDR nach einer Bananenlieferung.

Die Ursachen sind hierzulande freilich vielschichtiger. Ist Mexiko der Marktmacht US-amerikanischer Energiekonzerne ausgeliefert, die höhere Preise für pflanzlichen Öko-Alkohol zahlen, bezahlt in Deutschland die Europäische Union noch immer Stillegungsprämien für Kühe und begrenzt die Produktion mit einer Mengenquotierung. Diese Instrumente stammen aus der Zeit der Überproduktion und müßten sofort abgeschafft werden. Daß die eurosklerotische Bürokratie dafür indes eine Weile braucht, ist vorherzusehen. In dieser längeren Weile kommt es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu weiteren Preissteigerungen, weil die EU den Markt künstlich verknappt.

Ein ganz anderes Thema sind die Relativpreise. Hierunter versteht man den Anteil des Preises am durchschnittlichen Gesamteinkommen eines statistischen Durchschnittshaushaltes. In solchen Relativpreisen ausgedrückt ist der Preis von Milchprodukten und anderen Lebensmitteln in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gefallen. Das aber ist kein Argument zur Rechtfertigung von Preissteigerungen, sondern belegt nur den generell wachsenden Lebensstandard. Der drückt sich darin aus, daß die Haushalte in Prozentanteilen weniger für Nahrungsmittel ausgeben müssen, also mehr Einkommensanteile für andere Zwecke zur Verfügung haben. Die ökonomischen Wahlhandlungsfreiheiten sind also gestiegen. Dies ist kein Grund, eine Einschränkung von Freiheiten zu fordern.

Und dann ist da natürlich die absurde Zwangsernährung an der Tankstelle. Daß Ökosprit Lebensmittel verteuert, haben wir an dieser Stelle schon immer vorhergesagt. Damit muß sofort Schluß sein - und mit Schröders Öko-Steuer, die Frau Merkel einst im Wahlkampf völlig zu Recht als KO-Steuer bezeichnete, am besten gleich mit. Aber Frau Merkels Gedächtnis für Wahlversprechen ist so kurz wie ihr Öko-Wahn groß ist. Sie schafft statt dessen, was selbst Schröder, Schily und Trittin nicht zuwege brachten: mit einem Zwangseingriff in den Markt gleich mehrere Güter verteuern. Das immerhin ist eine außergewöhnliche Leistung.

Wir haben, so die einfache Wahrheit, noch immer nichts dazugelernt, nicht aus der Geschichte und nicht aus dem mexikanischen Vorbild. Wir könnten noch problemlos gegensteuern, denn hier ist das sprichwörtliche Kind noch nicht in den Brunnen gefallen. Aber es ist kurz davor. Man kann nicht gleichzeitig aus der bewährten fossilen Energieversorgung aussteigen und eine preisgünstige Lebensmittelversorgung der Bevölkerung garantieren. Um eine wirkliche Preisexplosion zu verhindern, muß die Politik schnell handeln. Leider sieht es bisher noch nicht danach aus.

Links zum Thema: Die Tortilla-Krise: was wir von Mexiko lernen könnten (wenn wir nur wollten) | Biokraftstoffquote: die Zwangsernährung an der Zapfsäule | Heizen mit Weizen, oder von Grenzen, die man nicht überschreiten sollte | Öko-Narrenhaus: »Projektbezogene Mechanismen«, oder was ein Schweinefurz »wert« sein kann (interne Links)

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