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Tschüß Ladenschluß: ein Nachruf

Nach über fünfzig Jahren zum Teil erbittert geführten Auseinandersetzungen hat letzte Woche der Berliner Senat das Ladenschlußgesetz endlich ersatzlos abgeschafft. Unter dem Nachfragedruck Tausender Kunden, die im Weihnachtsgeschäft noch der näherrückenden Umsatzsteuererhöhung ausweichen wollen, hat ausgerechnet eine rot-rote Landesregierung aus PDS ("Linkspartei") und SPD ein Gesetz aufgehoben, das einst zum Schutz der Arbeitnehmerinnen im Handel beschlossen wurde, zum Schluß aber gerade diesen Frauen die begehrten Jobs an Abenden und Wochenenden verwehrte. Absurder kann Politik wohl nicht mehr sein.

Das Bundesverfassungsgericht hatte vor zwei Jahren entschieden, daß künftig die Länder für den Ladenschluß zuständig sein sollten. Diese sind wider Erwarten zur wirtschaftlichen Vernunft gekommen. Und dabei hatten wir so eine gute Zeit mit dem Ladenschluß: so diente das verstaubte Gesetzeswerk zweifellos der körperlichen Ertüchtigung jedenfalls der Arbeitnehmer, denn es zwang zu allabendlicher Einkaufshetze im Laufschritt. Und es förderte den sozialen Zusammenhalt beispielsweise derer, deren Dienstzeiten länger als die Öffnungszeiten waren, und die stets andere für sich einkaufen lassen mußten. Aber es beruhigte auch den Geist, den in Geduld zu trainieren man in manch sozialistischer Wartegemeinschaft Gelegenheit bekam, an Kassen, in öffentlichen Verkehrsmitteln und mit schweren Einkaufstüten beladen. Auch der Berufsstand der Juristen liebte das Regelwerk, das immer wieder dazu diente, Kaufleute zu bestrafen, die fünf Minuten nach dem Glockenschlag noch eine Tüte Milch verkauft hatten. Und Legende ist der Tag an dem ich nach acht Stunden Flug aus Indien kommend, dehydriert, hungrig und müde in Frankfurt am Airport, Deutschlands Tor zu weiten Welt, gegen 21 Uhr kein Brötchen verkauft bekam, weil ich das Flugticket nicht mehr vorweisen konnte. Ja, wir hatten wirklich eine gute Zeit. Wir werden ihn vermissen, den deutschen Ladenschluß, amtlich geregelt und polizeilich überwacht.

Am Deutschen Wesen, wir wissen es wohl, wird die Welt nicht mehr genesen. Beim Ladenschluß scheint man das eingesehen zu haben, und in Berlin sollen die Kaufhäuser jetzt auch nachts und sonntags voll sein, der rot-schwarzen Koalition der Steuererhöher sei Dank. Das Christentum wird davon nicht untergehen, das versinkt auch ohne Deregulierung des stehenden Gewerbes. Dafür gäbe es andere Felder, die frischgewonnene Einsicht erneut unter Beweis zu stellen, etwa beim deutschen Gesundheitssozialismus, bei Energieverknappung oder im Steuerrecht, besonders dort, den deutsche Steuern werden bisweilen heute noch vom Hitler geregelt. Dringender Handlungsbedarf ist also kaum zu leugnen. Aber wenn dort die Marktreformen genauso beherzt und schnell vorgenommen werden wie beim Ladenschluß, dann können wir wohl eher die Wiederkehr Jesu und die Errichtung des Himmelreiches auf Erden erwarten als sinkende Energiepreise und die Abschaffung des Emissionshandels.

Links zum Thema: Das Ladenschlußgesetz: Symptom der deutschen Krankheit | Ladenschluß: Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück | Zwischenruf: Hitlers Volkszählung vom 16.06.1933 | »Sunset Legislation«: wenn die Sonne am juristischen Horizont untergeht | Dienstleistungsbranche: immer noch eine Servicewüste. Aber warum? (interne Links)

Hinweise auf relevante Inhalte der BWL CD: [Lexikon]: "Ladenschluß". [Manuskripte]: Marketing Rechtlich.pdf.
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