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Aufgabengestaltungen der Vollkostenrechnung, Teil 1 von 2: Wer nichts wird...

Viele Prüfungsteilnehmer unterschätzen die Vollkostenrechnung, weil sie sie für einfach halten. Die auf der Unterscheidung in Einzel- und Gemeinkosten basierenden Kalkulationsverfahren gelten als simpel und daher wenig prüfungsgefährlich. Doch auch hier ist Mut zur Lücke nicht immer eine gute Idee - wenn die Prüfungslyriker diese Haltung kennen, und entsprechende Aufgaben stellen. Im ersten Teil dieser zweiteiligen Serie stellen wir die Äquivalenzziffernkalkulation vor, Überraschungen inklusive.

So sucht, wer eine "klassische" Zuschlagskalkulation erwartet, nach Angaben über Einzel- und Gemeinkosten, sieht aber nur Sterne, nämlich die eines Hotelbetriebes. Was einfach schien, ist auf einmal gar nicht mehr so simpel, denn die Einzelkosten fehlen:

  KategorieFaktorVerkauf
 A***1,2900 Nächte
 B***1,41.800 Nächte
 C****2,8400 Nächte
 D*****3,8600 Nächte

So behauptet der Aufgabentext, daß ein Hotel vier Zimmerkategorien habe, die als "A", "B", "C" und "D" bezeichnet und mit ***, **** und ***** kategorisiert werden. Die Qualität dieser Zimmer werde durch Lage, Ausstattungsmerkmale und Größe bestimmt und als Faktor (willkürlich) wiedergegeben. Für jede Zimmerkategorie gibt es eine Zahl verkaufter Nächte in einer Abrechnungsperiode - zu Gesamtkosten von 140.000 Euro. Von Einzel- und Gemeinkosten ist nicht die Rede. Was nun?

Einzelkosten sind bekanntlich Kosten, die einem Produkt individuell zurechenbar sind. In Industriebetrieben aber beispielsweise auch im Baugewerbe sind Rohstoffe und (meistens) auch Lohnkosten (sogenannte Produktivlöhne) dem einzelnen Produkt individuell zurechenbar. Das funktioniert bei vielen Dienstleistern nicht, denn was könnte man der einzelnen Nacht eines Hotelgastes individuell zurechnen, sofern das Hotel sich nicht auf der Rotlichtmeile befindet?

Der Prüfungsteilnehmer muß jetzt die oft etwas stiefmütterlich behandelte Äquivalenzziffernkalkulation aus der Kiste holen, denn wo keine Einzelkosten identifizierbar sind, lassen sich nur Gemeinkosten nach Verhältnissen aufteilen. Das aber leistet diese Methode:

 KategorieFaktorVerkaufUmrech.-ZahlSK/NachtSK/KategorieAnteil
A***1,2900 Nächte1.08024,00 €21.600 €15,428571%
B***1,41.800 Nächte2.52028,00 €50.400 €36,000000%
C****2,8400 Nächte1.12056,00 €22.400 €16,000000%
D*****3,8600 Nächte2.28076,00 €45.600 €32,571429%
Summen7.000 140.000 €100,000000%

Diese Rechenmethode besteht aus den folgenden Rechenschritten, die der kundige Kalkulator günstigerweise wissen sollte:

  • Absatzmenge und (willkürlicher) Qualitätsfaktor müssen aus der Aufgabe ersichtlich oder irgendwie zu ermitteln sein; im Beispiel sind sie vorgegeben.
  • Zunächst werden der Faktor und die Verkaufsmenge multipliziert. Das ergibt die Umrechnungszahlen. Die Summe der Umrechnungszahlen ist zu bilden (im Beispiel 7.000).
  • Die Selbstkosten der Periode (im Beispiel 140.000 Euro) werden durch die Summe der Umrechnungszahlen (im Beispiel 7.000) dividiert. Das ergibt die Selbstkosten der Hauptsorte. Hauptsorte ist stets die Leistung mit dem Faktor 1, auch dann, wenn diese Sorte gar nicht wirklich existiert.
  • Die Selbstkosten der anderen Sorten werden ermittelt, indem die Selbstkosten der Hauptsorte mit den Faktoren der anderen Sorten multipliziert werden, also beispielsweise die 20 Euro x 1,2 = 24 Euro Selbstkosten der Zimmer der Kategorie A, 20 Euro x 1,4 = 28 Euro Selbstkosten B usw.
  • Die Selbstkosten der ganzen Kategorie ergeben sich, indem die Selbstkosten einer Leistungseinheit mit der verkauften Stückzahl multipliziert werden, also beispielsweise 24 Euro x 900 Nächte = 21.600 Euro. Die Summe dieser Zahlen muß wieder die Selbstkostensumme (im Beispiel die 140.000 Euro) ergeben.

"Wer nichts wird", so behauptet der Volksmund, "wird Wirt". Daß das nicht ganz stimmt, sehen wir hier, denn diese Methode muß man kennen und können, auch wenn sie in der vorangegangenen Leerveranstaltung oft vernachlässigt wurde. Der zweite Teil dieser gastwirtschaftlichen Grundregel stimmt dafür aber durchaus: "Wer auch das verpaßt, bleibt ewig Gast". Na denn: Prost!

Links zum Thema: Engpaß-Rechnung: wo der dicke Hammer hängt | Knallharte Prüfungsfragen zur Break Even Rechnung, Teil 1 von 3 | Teil 2 von 3 | Teil 3 von 3 (interne Links)

Hinweise auf relevante Inhalte der BWL CD: [Lexikon]: "Äquivalenzziffernkalkulation", "Divisionskalkulation", "Kalkulation". [Manuskripte]: "Kalkulation Hotel und Vermietung.pdf", "Lehrbuch der KLR.pdf". [Excel]: "Äquivalenz.xls", "Hotelkalkulation.xls".
Diese Hinweise beziehen sich auf die zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Artikels aktuelle Version der BWL CD. Nicht alle Inhalte und nicht alle Stichworte sind in älteren Fassungen enthalten. Den tagesaktuellen Stand ersehen Sie aus dem Inhaltsverzeichnis oder dem thematischen Verzeichnis.


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