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Bessere Bildung ohne Milliarden: So einfach geht's!

Während wir immer noch nicht wissen, wo die »Milliarden für die Bildung« gelandet sind, von denen Schröder immer wieder schwadroniert hat, hat sich die Nation noch immer nicht vom Pisa-Schock erholt. Die reflexartige Forderung nach mehr Geld könnte aber kontraproduktiv sein, wenn sie mit einer Fortschreibung des bestehenden Systems verbunden ist. Schauen wir mal, ob es nicht gänzlich kostenfreie Lösungen geben würde, das Problem an der Wurzel zu packen:

Die Lebenserfahrung der Pädagogen

Im alten Preußen setzte man pensionierte Armeeoffiziere als Lehrer ein. Während wir uns diese Zeiten nicht unbedingt zurückwünschen, machen wir doch den gegenteiligen Fehler, der aber genauso schwer ist: so kehren die meisten Pädagogen direkt nach dem Studium, das auf die eigene Schulausbildung folgte, wieder in die Schule zurück - als Lehrer. Diese Leerkörper sollen dann die Kinder auf ein Leben vorbereiten, daß sie selbst nie kennengelernt haben. Eine gewisse Weltferne ist geradezu vorprogrammiert: Lyrik des Barock statt VisualBASIC und WebDesign. So schafft man ein Entwicklungsland! Volkes Mund, tut bekanntlich häufig die Wahrheit kund, und weiß also, daß wer etwas kann, es auch tut; wer etwas aber nicht kann, es unterrichtet. Niemand sollte Lehrer sein oder werden, der nicht ein gewisses Maß an eigener Lebenserfahrung mitbringt!

Die verpaßte Berufswahl

Den richtigen Job fürs Leben zu finden, ist zweifellos die größte Herausforderung, vor der ein junger Mensch stehen kann. Kein Wunder, daß das manchmal schiefgeht. Im Prinzip ist es auch nicht ehrenrührig, nach Studium und Referendariat zu dem Schluß zu kommen, daß das Lehramt eben doch nicht das Richtige ist - aber wer ist so konsequent? Während "normale" Arbeitnehmer diese Entscheidung meist schnell abgenommen bekommen, werden Lehrer verbeamtet. Sie haben damit eine Job- und Einkommensgarantie und eine Vielzahl von Privilegien. Wer würde das freiwillig aufgeben? Richtig, keiner. Auch die 678.100 Lehrkräfte, die das statistische Bundesamt 2003/04 gezählt hat, reichen also nicht, auch Qualität zu sichern - was jetzt wohl niemanden mehr wundert. Zusammen mit der bekanntlich unendlichen Gesundheitsversorgung in diesem vollversicherten Land sind krankfeiernde, lustlose (und entsprechend faule) Leerkörper dann ein Grund für hohe Stundenausfälle und mangelnde Begeisterung für den Unterricht. Pädagogische Experimente, die die SPD ja schon seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts veranstaltet ("Mengenlehre" statt Rechnen, "Gesamtschule" statt Leistungsförderung) bügeln das nicht mehr aus.

Planwirtschaft im Lehrerzimmer

Noch schlimmer ist, daß die Schulleiter eigentlich nichts zu sagen haben - jedenfalls nicht bei der Auswahl ihrer Kollegen. Auch kündigen oder Strafversetzen können sie nicht - außer Gespräche führen und Hoffen bleibt ihnen keine andere Handlungsalternative bei Problemen im Kollegium. Die Kinder sind zwar vielleicht unwissend aber gewiß nicht dumm: sie merken sofort, wenn es zwischen den Lehrern nicht läuft, und quittieren das mit Lernverweigerung. Der Schulleiter müßte aber als Verantwortlicher auch die relevanten Unternehmens- und Personalpolitiken bestimmen können. Dies ist ihm durch den Beamtenstatus und die Bestallung durch schulferne Schreibtischtäter aber verwehrt. Jeder Kombinatsleiter in der DDR hatte mehr zu sagen als ein deutscher Schuldirektor!

Mängel im Klassenzimmer

Was in jedem Unternehmen als Qualitätsmanagement betrieben wird, fehlt meist in öffentlichen Schulen. Schülerbeschwerden werden entweder nicht ernstgenommen oder führen zu keinen Sanktionen, schon wegen der Unkündbarkeit. Zahlreiche Mängel, von Baufälligkeit bis hin zu schlechter Pausenversorgung oder Schulbussen, die an Viehtransporte erinnern, sind oft seit vielen Jahren bekannt, werden aber nicht abgestellt. Wer hätte auch einen Anreiz dazu? Die sofortige ersatzlose Abschaffung des Berufsbeamtentumes in allen Schulen wäre ein absolutes Muß, und mindestens kostenneutral zudem, denn man könnte dann Lehrer, die nicht mit den Klassen klarkommen herabstufen oder entlassen, guten Kräften hingegen Prämien und Sonderleistungen gewähren.

Der Wahnsinn des Beamtentums

Es spricht schon Bände, wenn ein Staat, der behauptet, eine Demokratie zu sein, den Unterricht nur verbeamteten Lehrkräften überläßt, wohl um mögliche unbotmäßige Gedanken im Klassenzimmer im Wege der erweiterten Treuepflicht in den Griff zu kriegen. Ist das schon schlimm genug, so "spart" der Staat vordergründig noch Geld, denn Beamte erhalten bekanntlich eine eher üppige Staatspension, d.h., sie kosten keine Arbeitgebersozialbeiträge. Andernorts hat das sogar schon dazu geführt, daß ganze Abteilungen geschlossen in den Beamtenstand übernommen wurden, um die kurzfristigen Sozialkosten zu senken - freilich um den Preis sich auftürmender Pensionsverpflichtungen, die verantwortungslos an künftige Generationen weitergegeben werden. Falls es noch künftige Generationen gibt, und falls diese zahlungsfähig sein sollten.

Das Parlament ist mal voller, mal leerer...

...aber immer voller Lehrer, weiß der Volksmund, der auch hier wieder Recht hat, denn gescheiterte Pädagogen gehen besonders gerne in die Politik. Da ist ihre Versorgung noch besser als in den Schulen, und sie müssen keine Angst haben, daß ihnen passiert, was hier einst in Erfurt geschah, heute vor genau drei Jahren, ein seltsamer Zufall. Wie lange das aber noch so weitergeht, steht in den Sternen. Privilegien, wachsende Kosten und gleichzeitig immer schlechtere Leistungen - das ist keine günstige Kombination. Es steht zu befürchten, daß das Berufsbeamtentum einem Ende zustrebt, so oder so. Dann haben wir das Pisa-Problem wirklich an der Wurzel gepackt.

Links zum Thema

Schröder: »Milliarden für die Bildung« | Handys, Quake und BMW: Erfahrungsbericht eines Dozenten | Ausbildungs- und Umschulungsmaßnahmen des Arbeitsamtes: ein Insider packt aus (interne Links)

Literatur

Faust, Frank und Klöckner, Bernd W.: "Beamte, die Privilegierten der nation. Wie unsere Staatsdiener kassieren, währendDeutschland pleite geht", Wiley, Weinheim 2005, ISBN 3-527-50141-X.


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