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Kostenartenrechnung in der Telekommunikationsbranche: die Kosten-Flatrate

Die Einführung von Maschinenkostenrechnungen wird leider oft sehr schablonenhaft durchgeführt. Formeln werden schematisch angewandt und genutzte Methoden nicht wirklich in die Tiefe hinein durchdacht. Das kann zu Überraschungen führen, denn das Geschäftsmodell eines Anlagenutzers bestimmt die richtigen Methoden der Maschinenrechnung. Bestes Beispiel: die Kosten-Flatrate im Medien- und im Telekommunikationsgewerbe.

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So werden meist zunächst die kalkulatorischen Zinsen und die kalkulatorischen Abschreibungen und eine Vielzahl weiterer Kostenarten berechnet. Ist das erfolgreich überstanden, müssen die Kostenarten der Maschinenrechnung in Fixkosten und in variable Kosten aufgeteilt werden. Das geht schon mal in die Hose.

Variable Kosten...

So sind variable Kosten ausbringungsmengenabhängig, d.h. sie steigen mit der erzeugten Zahl der Produkteinheiten. Aus den üblichen Beispielen mit Industriemaschinen lernt man, daß Produktivlöhne, Materialverbrauch und Energie die typischen variablen Kostenarten sind. Etwas schwieriger ist schon der Umstand, daß Wartungs- und Instandhaltungskosten fix und variabel zur gleichen Zeit sein können: verschleißabhängige Reparaturen verursachen variable Kosten, ebenso in fixen Leistungsintervallen vorgeschriebene Durchsichten. Leistungsunabhängige TÜV-Prüfungen, etwa jährlich, und andere Inspektionen ohne Leistungsmengenbezug sind hingegen stets fix. Meistens jedenfalls, denn es gibt Ausnahmen, die zu prachtvollen Prüfungsfallen geradezu einladen.

...die plötzlich keine mehr sind!

Betrachten wir mal die maschinellen Anlagen eines Mobilfunkanbieters: Server, Kabelnetzwerke, Funksender und Satellitensysteme verbrauchen alle Energie, und Mitarbeiter arbeiten an diesen Geräten, aber der Prüfungsteilnehmer muß dem Reflex widerstehen, die Energie und Lohnkosten schematisch als variable Kosten zu klassifizieren, denn sie sind im Falle des Mobilfunkanbieters nicht leistungsmengenbezogen: die Leistungsmenge ist die Zahl der verkauften Nutzungsminuten durch die Netznutzer, aber Sender, Verstärker und Rechnersysteme verbrauchen nahezu stets den gleichen Strom, ganz gleich, wieviele Nutzer sich gleichzeitig darauf tummeln. Und auch die Lohnkosten haben keinen Ausbringungsmengenbezug: sie steigen bei Schäden, wenn etwa Leitungen und Computer nach Blitzschlägen ausfallen, aber sie steigen nicht bei mehr Kundenverkehr.

Der Telekommunikationsnetzbetreiber hat keine variablen Kosten. Kostenarten, die anderswo variabel wären, sind hier nur veränderlich, und also als Fixkosten zu klassifizieren.

Ähnliches gilt übrigens für Standardsoftwareanbieter und Medienproduktionsgesellschaften: höchstens Vervielfältigungsstücke wie Datenträger und Handbücher verursachen variable Kosten, weil sie mit der Zahl der verkauften Exemplare steigen. Die restlichen Kosten sind stets fix, auch wenn sie veränderlich sind: die Produktion von Filmen, Musik oder Software ist ein reines Fixkostengeschäft. Die Kosten-Flatrate!

Auf das Geschäftsmodell kommt es an!

Dabei kommt es sehr auf die Einzelheiten des Geschäftsmodells an: was für ein Unternehmen gilt, ist für das andere noch lange nicht richtig. Hat der Telekommunikationsnetzbetreiber keine variablen Kosten, so sieht das Bild bei einem Diensteanbieter schon ganz anders aus: hat der nämlich kein eigenes Netz, dann muß er Netzminuten (die "Airtime") von einem Netzbetreiber kaufen – und das erscheint dann als variable Kostenart. Zwischen dem großen ··T·· und den vielen Diensteanbietern gibt es also mindestens einen kostentechnischen Unterschied.

Es reicht nicht, Definitionen auswendig zu lernen. Man muß sie auch einzelfallbezogen anwenden können. Das hier ist ein gutes Beispiel, denn Kosten, die in der Industrie variabel sind, sind im Filmstudio oder beim Handynetz-Betreiber auf einmal Fixkosten. Das erkennt nur, wer die Sache mit viel Fleiß in die Tiefe hinein durchdacht hat. Der Auswendiglerner scheitert.

Links zum Thema: Leitfaden für die Einrichtung von Maschinenkostenrechnungen | Kostenrechnung: Die häufigsten Fehler bei der Berechnung der kalkulatorischen Zinskosten | Kostenrechnung: Rechenmethoden und Rechenfehler bei der kalkulatorischen Abschreibung | Kostentheorie: beliebte Fehler bei der Definition der variablen Kosten | Die Kostenarten der Maschinenrechnung, 1 von 3: Kosten sind nicht immer Zahlungen! | Die Kostenarten der Maschinenrechnung, 2 von 3: Die Grundkosten | Die Kostenarten der Maschinenrechnung, 3 von 3: Sprungfixe Kosten | Formelsammlung der BWL (interne Links)

Literatur: Zingel, Harry, "Kosten- und Leistungsrechnung", Weinheim 2008, ISBN 978-3-527-50388-9, Amazon.de | BOL | Buch.de. Auf der BWL-CD ohne Mehrkosten enthalten.

Hinweise auf relevante Inhalte der BWL CD: [Lexikon]: "Fixkosten", "Kosten", "Kostenarten", "Kostenartenrechnung", "Kostencontrolling", "Kostenkategorien", "Maschinenkosten", "Maschinenstundenrechnung", "Teilkostenrechnung", "variable Kosten". [Manuskripte]: "Lehrbuch der KLR.pdf", "Maschinenrechnung.xls". [Excel]: "Kalk Kosten.xls", "Kostenartenrechner.xls", "Kostenvergleich Gewinnvergleich.xls", "Maschinenrechnung.xls".
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