Im Gedenken an Harry Zingel (✟ 12. August 2009) ..... Alle Dokumente stehen ab sofort zum freien Download zur Verfügung (Redaktionsstand: letzte BWL CD 8/2009) .... Finanziert wird das Projekt via Google AdSense ... Achtung: Es erfolgt keine Aktualisierung der Inhalte ... Es besteht kein Recht auf Support in jeglicher Hinsicht ... Ich wünsche euch trotz alledem viel Erfolg mit der neuen alten BWL CD!!!

Der kostenlose Newsletter
der BWL CD
© Harry Zingel 2001-2009
BWL Mehr wissen,
mehr können,
mehr sein!
Startseite | Copyright | Rechtschreibung | Link mich! | Impressum | Blog

Das Desaster mit der schönen Aussicht, aber auch der Anfang vom Ende?

Betriebswirte sind Leute, die Computer kaufen um Probleme damit zu lösen, die sie auch ohne Computer hätten. Leider scheinen die Softwarehersteller das bisweilen noch nicht verstanden zu haben, insbesondere nicht der weithin bekannte Komiker aus Redmond. Der hat mir diese Woche einen zweitägigen Absturz voller Fehlermeldungen und Bluescreens beschert, ein Alptraum aus versagenden Installationen und manuellen Registry-Reparaturen: eine wahrlich schöne Aussicht.

Groß, schwer und teuer trat das Produkt eines bekannten Hardware-Herstellers letzte Woche in mein Leben: eines der wenigen Notebooks mit riesigem 1.920 x 1.200 Pixel Display, wie bei diesem Hersteller üblich in funkelnd heller brillianter Farbqualität, 500 GB Platte, 4 GB Hauptspeicher, kurz ein standesgemäßes Gerät. Technik, die begeistert. Doch die Freude über nunmehr fällige üppige Abschreibungen währt nur bis zum ersten Druck auf den Schalter, denn kaum pellt sich die schöne Aussicht, besser bekannt als Vista aus ihrer Shell, beginnen schon die Kopfschmerzen. Und das neuste digitale Haustier aus Redmond ist auch ein Jahr nach seinem Entkommen aus den Entwicklungslabors noch immer schwererziehbar.

Das betrifft nicht die eigentlich ganz hübsche Oberfläche, sondern die vielen teilweise elementaren Programmfehler und unnötigen Hürden. Das beginnt schon bei simplen Änderungen im Startmenü, die jeweils bis zu drei (DREI!) Sicherheitsabfragen bedingen. Versucht man aber, über der nunmehr schön runden Start-Schaltfläche (im klassischen Startmenü) eigene Links zu plazieren, was unzweifelhaft nützlich ist, so kriegt man gesagt, daß dort keine Links erlaubt seien. Komisch, einige Programme durften doch und haben sich dort schon verbreitet. Wird versucht, einen bestehenden Link einfach umzubenennen und dann auf ein neues Linkziel zu ändern, liegt das Startmenü plötzlich als Ordner (nicht "nur" als Verknüpfung!) auf dem Desktop. Wo es nicht hingehört. Wer es löscht, hat nur noch eine schöne runde Startschaltfläche, leer und nutzlos. Arrgghhh! Ich war zum Glück vorher mißtrauisch und hatte nachher eine Sicherheitskopie. Und eine halbe Stunde später auch herausgefunden, daß Vista das Startmenü selbst wieder an die richtige Stelle schafft, wenn man vorübergehend zurück auf die "neue" Vista-Ansicht schaltet. Seufz.

Doch das ist erst der Anfang: kopiert man Menüordner wie WinRAR, WinZIP oder Quicktime in den Zubehör-Ordner, wird das Zubehör-Menü in "Accessories" umbenannt. Ändert man das zurück, so hat man plötzlich zwei mal "Zubehör" im Startmenü, eines mit Unterordnern, das andere mit dem ursprünglichen Rest. Alle Startmenüs verbergen sich jetzt übrigens in "C:\Users", wo ich selbst als Administrator keinen Zutritt habe. Früher war ich Herr und Meister meines Notebook, jetzt hat es Geheimnisse vor mir.

Kommen wir mal zu den Microsoft-eigenen Produkten. Nicht einmal die laufen fehlerfrei: da ich Office 2007 ablehne, installiere ich die 2003er-Version. Outlook tut Dienst an der eMail-Front - und verstirbt erfolgreich nachdem erstmals der Energiespar-Modus benutzt wurde. Totalblockade, Entfernung durch Anwendung unmittelbarer Gewalt, will heißen im Process Monitor. Klick, weg, keine Mails mehr. Mozilla Thunderbird funktioniert einwandfrei. Das ist wirklich energie- und vor allem nervensparend.

Noch schlimmer ist es mit den Produkten anderer Hersteller. Adobe PageMaker 7, uralt aber hier dennoch kritisch für die ganze Arbeit, läßt sich problemlos installieren (freilich ohne Distiller), aber die ganz neue Adobe CS3 Design Premium installiert zwar die gemeinsam genutzten Komponenten, erzählt aber bei allen anderen Produkten etwas von einem Fehler. Was für einen, das behält der Installer freilich lieber für sich. Drei Stunden und ungezählte manuelle Registry-Transaktionen später habe ich raus, wie ich den Kram manuell so installieren kann, daß er läuft. Meine Nerven...

PageMaker ist leider das einzige alte Programm mit so wenig Problemen. Andere enden in Bluescreens oder die Installer starten nichtmal. Corel X3, angeblich Vista-fähig, kann seine eigenen Icons nicht zeigen, weil es die neuen skalierbaren Icon-Formate nicht beherrscht. Und bestimmte Versionen der bekannten Verschlüsselungs-Software PGP schrotten Vista gleich ganz. Zum Glück habe ich das vor rechtzeitig im Internet herausgefunden. Viele Hersteller haben ein Jahr nach dem Erscheinen von Vista noch immer kein kompatibles Produkt, und das wohl mit gutem Grund: viele Unternehmen, die einst einen schnellen Umstieg planten, haben diesen Plan jetzt vorläufig aufgegeben. Ich auch.

Bedenklich ist insbesondere die Mentalität, die sich in diesem Software-Desaster offenbart: wenn ich ein neues Auto kaufe kann ich davon ausgehen, daß das Gaspedal wieder rechts ist. Anders bei Microsoft, wo man bei jeder neuen Version alles, was man seit Jahren irgendwo verortet, entnervend neu suchen muß. Bill weiß halt alles besser. Und, schlimmer noch, bestehende Arbeitsprozesse werden unmöglich, weil vorhandene Systeme und Verfahren plötzlich nicht mehr funktionieren. Microsoft weiß das, und hat ein schlechtes Gewissen. Das jedenfalls dürfte wohl der Grund dafür sein, daß man VirtualPC kostenlos und legal uneingeschränkt von der Microsoft-Seite laden darf. Mit dieser Software kann man Hardware emulieren und andere Betriebssysteme parallel benutzen. Jetzt befinden sich gleich drei virtuelle Computer in meinem Vista-Notebook: einer mit DOS, einer mit Windows 98 und ein weiterer mit Windows 2000. Nur so laufen alle Produkte, die ich brauche. Wahrlich ein Desaster.

Microsofts größter Feind ist nicht mehr das böse Linux, sondern Microsoft selbst. Keine Windows-Version, und ich kenne alle seit Windows 1.03, war so unbeliebt wie Vista. Wer immer Programme braucht, die nicht schon vorinstalliert sind, muß sich auf harte und entnervende Arbeit gefaßt machen. Oder viele neue Versionen kaufen, was den Preis des Systems unerwartet in die Höhe treiben könnte. Daß das der Anfang vom Ende ist, sollte man vielleicht noch nicht prognostizieren, denn Totgesagte leben bekanntlich länger. Eine Katastrophe ist es aber allemal, denn das bisherige Quasi-Monopol hatte auch seine Vorteile, denn Datenformate und Softwarestandards waren faktisch vereinheitlicht. Wenn XP keinen würdigen Nachfolger mehr erhält, könnte sich das bald ändern.

Links zum Thema: Microsoft Office 2007: die amputierte Präsentation | Tabellenkalkulation: Was ist eine Microsoft-Null? | Microsoft® Access® rechnet falsch: richtig heftiger Fehler gefunden! | Schlappe Leistung: Wie Microsoft® Project® Projektpläne verhackstückt (interne Links)

© Harry Zingel 2007; Erlgarten 8, 99091 Erfurt, Tel. 0172-3642082, 0361-2606029, Fax 0361-2118928


© Harry Zingel 2001-2008
Im Gedenken an Harry Zingel, ✟ 12. August 2009
Zurück zur Hauptseite: http://www.bwl-bote.de