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Irrungen und Wirrungen der Kostenrechnung: warum Bankzinsen keine Kosten sind

Nachdem wir uns vorgestern an dieser Stelle über die Berechnung der kalkulatorischen Zinsen im Zusammenhang mit der Maschinenrechnung in IHK-Prüfungen und anderswo ausgelassen haben, kommen wir nun zu einem nicht minder häufigen Irrtum: der Verwechslung von Zinsaufwendungen und Zinskosten, denn beides ist beiweitem nicht dasselbe. Daß die Bankzinsen indes in der Kostenrechnung nichts zu suchen haben, ist erfahrungsgemäß für Dozenten schwer zu vermitteln und für Lehrgangsteilnehmer (und mehr noch für viele Praktiker) schwer zu verstehen. Dieser kleine Artikel gibt Hilfestellung.

So versteht man unter Aufwendungen den Verbrauch von Gütern und Leistungen, und diese Definition trifft auf die Bankzinsen zu - sie bewerten ja die in Anspruch genommene Leistung der Bank. Im Gegensatz hierzu sind Kosten bewerteter, periodisierter Güter- und Leistungsverzehr zur betrieblichen Leistungserstellung oder Bereitschaftserhaltung, oder kürzer gesagt, die Bewertung des Faktoreinsatzes. Das aber ist der Kredit der Bank gerade nicht, denn der Kreditierungsvorgang ist nicht die Zurverfügungstellung des Faktors Kapital, sondern eine Liquiditätshilfe. Das Kapital, das betrieblich eingesetzt wird, findet sich im betriebsnotwendigen Vermögen, also idealerweise in der Bilanzsumme. Diese ist also die Bemessungsgrundlage der Zinskosten, nicht etwa das Eigen- oder gar das Fremdkapital.

Man braucht, um es knapp zu sagen, nicht Schulden, sondern Vermögensgegenstände zur betrieblichen Leistungserstellung. Also sind Schuldzinsen zwar Aufwendungen, aber eben keine Kosten. Sie haben darum in der Kostenrechnung nichts zu suchen. Vermögensgegenstände wie Maschinen und Material, auch wenn sie mit Bargeld bezahlt wurden, sind hingegen betriebsnotwendig und bilden eine Kapitalbindung ab, die den Einsatzfaktor Kapital darstellt. Auf diese Große muß also eine Verzinsung berechnet werden - und zwar zahlungsunabhängig: daß Kosten immer Zahlungen seien, ist auch so ein Irrtum.

Dies faßt die nachfolgende auch als Lehrmaterial gedachte Übersicht zusammen: Fremdmittelzinsen sind ein buchhalterisches Phänomen, bewerten aber nicht den Faktoreinsatz - auch nicht, wenn sie um die sogenannten "Eigenkapitalzinsen" ergänzt werden. Nur eine Vermögensverzinsung kann den Faktor Kapital angemessen abbilden und eine richtige Selbstkostenberechnung ermöglichen. Diese aber ist eine Voraussetzung für eine Vollkostenrechnung im Verkauf.

Dies ist übrigens auch in der Herstellungskostenrechnung relevant: dort dürfen nach Handels- und Steuerrecht bzw. müssen nach IAS/IFRS die herstellungsbezogenen Zinsaufwendungen addiert werden - aber eben keine Kosten. Keine der gesetzlich geregelten Rechenmethoden bietet daher einen Faktorersatz und keine dieser Methoden stellt eine richtige Bewertung zur Verfügung, auch nicht im Wege des Gemeinkostenzuschlages: die jeweiligen Rechtsgvorschriften kennen nämlich keine kalkulatorischen Zinsen. Sie sind Aufwands- und keine Kostenrechnungen. Nur der »wirkliche« Rechenweg aufgrund eines Betriebsabrechnungsbogens bietet daher eine korrekte HK-Bewertung. Alle gesetzlichen Methoden berechnen keine Herstellungskosten, sondern lediglich die Herstellungeaufwendungen. Auch hier gilt es also doppelt zu arbeiten: ein Mal nach außen für die Bilanzleser, ein zweites Mal nach innen für die Kalkulation und das Controlling.

Die vorstehende Kopiervorlage kann man auch in einem separaten Fenster öffnen (größere Ansicht!) oder durch einen Rechtsklick auf die Adresse http://www.bwl-bote.de/pdf/20070225.pdf zum Ausdrucken und Benutzen im Unterricht herunterladen. Besitzer der BWL CD sehen bitte im Lexikon für Rechnungswesen und Controlling in das Stichwort "kalkulatorische Zinsen" oder "Zinskosten". In der Formelsammlung der BWL findet der Leser die wichtigsten Formeln und Rechenmethoden zusammengefaßt.

Links zum Thema: Unausrottbare Fehler: zum Beispiel die kalkulatorischen Zinsen | Handels- und Steuerrecht: Schwierige Aufgabengestaltungen zur Herstellkostenrechnung | Herstellkosten: der »wirkliche« Rechenweg | Formelsammlung der BWL | Zuschlagskalkulation, Teil 1 von 4: Wie richtig zugeschlagen wird | Zuschlagskalkulation, Teil 2 von 4: Wenn der Kalkulator zuschlägt... | Zuschlagskalkulation, Teil 3 von 4: Erstens kommt es anders zweitens als man denkt | Zuschlagskalkulation, Teil 4 von 4: Es kann vorkommen, daß die Nachkommen... (interne Links)

Literatur: Zingel, Harry, "Lehrbuch der Kosten- und Leistungsrechnung", Heppenheim 2004, ISBN 3-937473-05-X, Amazon.de | BOL | Buch.de. Auf der BWL-CD ohne Mehrkosten enthalten.

Hinweise auf relevante Inhalte der BWL CD: [Lexikon]: "Herstellungskosten", "Herstellungskosten der zur Erzielung der Umsatzerlöse erbrachten Leistungen", "Kalkulatorische Kosten", "Kalkulatorische Zinsen", "Kostenrechnung", "Mindestrentabilität", "Zinsen". [Manuskripte]: "Herstellungskosten.pdf", "Lehrbuch der KLR.pdf". [Manuskripte]: "HK-Rechner.xls", "Kalk Kosten.xls", "Maschinenrechnung.xls".
Diese Hinweise beziehen sich auf die zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Artikels aktuelle Version der BWL CD. Nicht alle Inhalte und nicht alle Stichworte sind in älteren Fassungen enthalten. Den tagesaktuellen Stand ersehen Sie aus dem Inhaltsverzeichnis oder dem thematischen Verzeichnis.

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