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Methodik: Hinweise zum Einsatz des Overhead-Projektors in Lehrveranstaltungen

Der Overhead-Projektor ist neben der Tafel das einzige Präsentationsmittel, das nahezu immer zur Verfügung steht. Entsprechend häufig wird er bei Lehrveranstaltungen eingesetzt. Dennoch ist die Anwendung dieses verbreiteten Präsentationsmittels keineswegs trivial, will also im Rahmen der Vorbereitung des Dozenten gut überlegt sein. Wir demonstrieren hier wichtige Präsentationstypen, und häufige Fehler. Der Beitrag richtet sich nicht nur an Dozenten und Lehrkräfte, sondern auch an alle, die eine Studien- oder Diplomarbeit zu verteidigen haben.

Der Folienleger in Aktion

Eine komplette PräsentationsfolieDie einfachste Art des Folieneinsatzes besteht darin, ein Tafelbild am Computer vorzufertigen und dann durch Auflegen einer Folie zu präsentieren. Der Präsentierende hat hierbei nicht nur Zeit, sein Tafelbild als Teil der Vorbereitung in aller Ruhe aufzubauen, sondern kann auch, was der vermutlich größte Vorteil des Overhead-Projektors ("Polylux") ist, jederzeit Blickkontakt zur Zuhörerschaft halten und auf deren nonverbale Signale reagieren.
Dem stehen aber auch gewichtige Nachteile gegenüber, denn erscheint der gesamte Folieninhalt gleichzeitig, neigen viele Studenten dazu, die gesamte Folie hektisch abzuschreiben. Das ist eine unausrottbare Unsitte, denn wer mitschreibt, kann nicht mitdenken. Eine Lösung wäre, nach Auflegen der Folie eine Pause zu lassen; dies verhindert aber gerade bei komplexen Folien keine Fehler beim Abschreiben, und erleichtert den Lernprozeß nicht, denn der Lernende hat dann zwar eine komplexe Grafik in seiner Mitschrift, aber noch nichts verstanden.

Die Überlegfolie

Eine mögliche Lösung ist, den zu präsentierenden Sachverhalt in Teilfolien aufzuteilen, die einander ergänzen. Jeder Lernschritt gehört in eine eigene Folie, die jeweils über die Folie mit dem vorherigen gedanklichen Element gelegt wird. Auf diese Art baut sich nach und nach dasselbe Gesamtbild auf, das sonst in einer einzigen Folie gezeigt worden wäre:

Die unterste Folie::
Grundgerüst der Präsentation

Erster Lernschritt::
Erster Lernschritt

Zweiter Lernschritt::
Zweiter Lernschritt

Dieses Verfahren verhindert eine schlagartige Gesamtmitschrift und läßt dem Lernenden Zeit, die Einzelschritte zu verstehen. Der gesamte Lernstoff wird auf diese Art in Einzelschritte gegliedert. Nachteil ist, daß für jeden einzelnen Abschnitt des Lernstoffes eine solche mehrstufige Präsentation erstellt werden muß, was mit der Zeit zu kiloschweren Aktenordnern führt, in denen der Vortragende während der Veranstaltung nicht den Überblick verlieren sollte, denn hektische und mitunter sogar fruchtlose Suchereien nach der nächsten benötigten Folie sind lästig und peinlich. Zudem erfordert das Hantieren mit solchen Folien, die exakt aufeinanderpassen müssen, ein gewisses manuelles Geschickt, das nicht jedem gegeben ist.

Die Aufdeckfolie

Eine Vereinfachung könnte darin bestehen, zwar die gesamte Folie sogleich aufzulegen, aber die Inhalte mit einem Papier zunächst zuzudecken und erst im Gang der Veranstaltung nach und nach erscheinen zu lassen. Diese Methode verhindert ebenfalls übermäßiges Mitschreiben, kann aber unmöglich sein, wenn die Inhalte, die anfangs zu sehen sein müssen (wie hier die leeren Konten), nicht durch Zudecken freigestellt werden können.

Die Unterlegfolie

Eine UnterlegfolieBei dieser Technik wird überhaupt nur das Grundgerüst als vorgefertigte Folie präsentiert. Diese Folie wird unter die Schreibfolie geschoben, die ohnehin auf dem Projektor gespannt sein sollte. Der Vortragende kann dann die einzelnen Lernschritte mit der Hand nach und nach eintragen.
Diese Methode hat nicht nur den Vorteil, ebenfalls übermäßiges Mitschreiben des gesamten Beispieles zu verhindern, sondern erlaubt auch, dasselbe Beispiel zu Übungs- und Wiederholungszwecken spontan mit jeweils anderen Zahlen oder Daten erneut einzubringen. Zudem kann der Dozent seinen Lehrvortrag beliebig in kleinere Teilschritte gliedern, d.h., mehr Erläuterungen zu Einzelelementen geben als es mit vorgefertigten Präsentationsschritten möglich wäre. Die Unterlegmethode erlaubt also, besser auf die Lernenden einzugehen. Hierzu muß der Vortragende sich natürlich nicht nur an konkret gestellten Fragen, sondern auch an nonverbalen Signalen z.B. aus Scham nichtgestellter Fragen orientieren.

Problematik aller Folientechniken

In allen geschilderten Verfahren besteht das Problem, daß nie für alle zu präsentierenden Sachverhalte Folien vorhanden sein werden. Der Dozent muß also immer Teile seines Vortrages manuell, d.h., handschriftlich präsentieren. Nur und ausschließlich nur die handschriftliche Methode erlaubt aber einen komplett interaktiven Unterricht, also die Überführung des frontalen Lehrvortrages in ein aktives, die Lernenden einbeziehendes Lehrgespräch. Wir postulieren daher an dieser Stelle, daß Folien grundsätzlich so sparsam wie möglich eingesetzt werden sollen. Die Unterlegmethode erlaubt für häufige Probleme (wie die hier dargestellte Kontierung) mit vergleichsweise wenigen Schemata (Kontenskizzen) viele Sachverhalte in einen Rahmen zu fassen. Die Überlegfolie eignet sich meiner Absicht nach eigentlich nur für komplexe Grafiken wie beispielsweise komplizierte Konstruktionsskizzen oder Landkarten, die mit der Hand zu zeichnen nicht sinnvoll wäre.

Professionalität ohne Schablone

Es ist wie so oft im Leben, daß Schablonentechniken wenig taugen. Das gilt auch für die Lehre. Der Dozent, der sein Fach nur mangelhaft beherrscht, wird auf vorgefertigte Folien vertrauen wollen, weil sie ihm inhaltlichen Halt geben; wer jedoch wirklich im Stoff steht, und das sollte man von jedem Lehrenden erwarten, muß in der Lage sein, ohne (für die Teilnehmer) wahrnehmbare Denkpause ein Tafelbild im Geiste erstehen zu lassen, das dann vollständig manuell auf dem Overhead-Projektor ebenso wie an einer Tafel aufgebaut und präsentiert werden kann. Dies stellt, ich weiß das wohl, höhere Anforderungen als die, die an den "Folienleger" gestellt werden. Die rein manuelle Präsentation erlaubt aber nicht nur, den Mitschreibaufwand der Teilnehmer zeitlich über den Lehrvortrag zu strecken und damit die Mitdenkpausen der Lernenden zu verkürzen, sondern auch auf individuelle Fragen und persönliche Anforderungen der Zuhörer direkt zu reagieren, denn so viele Folien (oder gar Foliensätze) wie Varianten eines zu lehrenden Sachverhaltes möglich sind, hat niemand zur Hand.

Projektor und Tafel im professionellen Einsatz

Wir postulieren daher an dieser Stelle, daß der Projektor lediglich zur dauerhaften Präsentation zugrundeliegender Sachverhalte geeignet ist, im Beispiel etwa der anzuwendenden Buchungsregeln. Und selbst diese sollten den Teilnehmern nicht nur während der gesamten Veranstaltung auf dem Projektorbild vor Augen gehalten, sondern möglichst auch vorher als Kopie ausgeteilt werden, um deren hektisches Abschreiben möglichst noch zu Beginn jeder neuen Stunde zu verhindern. Der eigentliche Lehrvortrag sollte stets an Tafel oder Flipchart manuell aufgebaut werden. Diese Vorgehensweise zeichnet einen professionellen Dozenten aus.

In Prüfung wie in Lehre...

Die hier skizzierte Methodik der Lehre gilt mE nach für Lehrvorträge und Lehrgespräche an Schulen und Universitäten genauso wie für die Präsentation von Studien-, Projekt- und Diplomarbeiten. Auch hier kann mit Folien gearbeitet werden, sollte der Vortragende jedoch den wesentlichen Inhalt in freier Rede mit manuellen Skizzen vortragen. Er muß dabei zwar nicht auf besondere Lernprobleme einer Zuhörerschaft eingehen, sehr wohl aber auf mögliche Zwischenrufe oder Zwischenfragen eines Prüfungsausschusses. Auch hierfür eignen sich vorgefertigte Folien in den seltensten Fällen. Da das die Prüfer ganz gewiß wissen, werden sie den Prüfungsteilnehmer oft gerade an den Antworten auf spezielle Fragen messen und nicht so sehr an der Darstellung des eigentlichen Hauptthemas.

Links zum Thema

Hinweise zur Verteidigung von Studien- und Diplomarbeiten | Hinweise für die Erstellung von wissenschaftlichen Arbeiten | Grundzüge des Projektmanagements | Wie aus Lernen Erfolg gemacht wird | Strategien gegen die Prüfungsangst | Gravierende Schwächen in Studien- und Diplomarbeiten: wie man es nicht machen sollte | Überlebensstrategien für die mündliche Prüfung | Erfolgstips für Studien- und Diplomarbeiten (interne Links)

Hinweise auf relevante Inhalte der BWL CD

[Lexikon]: "Corporate Behavior", "Corporate Communications", "Corporate Design", "Corporate Identity". [Manuskripte]: "Hinweise Studienarbeiten.pdf" [mit Quelldateien in Unterordner], "Hinweise zur Lösung von Privatrechtsfällen.pdf", "Prüfungshandbuch.pdf"; lesen Sie auch das umfassendere Handbuch für Prüfungsteilnehmer im Unterordner "Bücher".
Diese Hinweise beziehen sich auf die zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Artikels aktuelle Version der BWL CD. Nicht alle Inhalte und nicht alle Stichworte sind in älteren Fassungen enthalten. Den tagesaktuellen Stand ersehen Sie aus dem Inhaltsverzeichnis oder dem thematischen Verzeichnis.


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