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Private Krankenversicherung: von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen

Seit dem 1. Januar müssen die privaten Krankenversicherungen Unversicherten einen Basistarif anbieten, der in etwa den Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherung enthält und deren Maximalbeitrag kostet. Der BWL-Bote hat als fernsehbekannter Versicherungsexperte ausprobiert, ob das auch funktioniert: von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen.

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Früh um zehn stehe ich gleich hier im Ort unter dem grünen Logo einer bekannten privaten Krankenversicherung, in deren Büro ich einen freundlichen Vertreter treffe. Dem schildere ich meinen unversicherten Zustand – und kriege sogleich zu hören, diese Gesellschaft sei doch ohnehin viel zu teuer und ich solle es lieber woanders versuchen. Ein Versicherungsagent, der einen Kunden zur Konkurrenz schickt? Unfaßbar! Ein paar Straßen weiter, gleiches Logo, andere Geschäftsstelle: ich kriege ein unverbindliches Angebot gleich ausgedruckt, knapp 500 Euro pro Monat. Nix mit Basistarif, aber auch nix mit Gesundheitsfragen. Trotz viel Nachbohrens läßt man mich keinen Antrag stellen, aber erst dann wären die Gesundheitsfragen fällig, und mit ihnen die Entscheidung über den Vertragsschluß.

Einige Ampeln später, diesmal ein blaues Logo: auch hier will mich der freundliche Mitarbeiter zuerst abwimmeln. Als ich ihm was von Diabetes und vier mal Malaria erzähle, verfinstert sich seine Miene. Dennoch gelingt es mir, einen Antrag zu stellen. Dafür stellt mir der freundliche Mitarbeiter einen Risikoaufschlag von 100% in Aussicht – wohlgemerkt auf das Angebot, ohnehin 494 Euro pro Monat zu zahlen. Und Antragsannahme erst nach ausführlicher Gesundheitsprüfung: fast Tausend Euro im Monat für die private Krankenkasse. Von Basistarif kein Wort.

Dritter Versuch, diesmal ein roter Schriftzug am Gebäude. Die Gesellschaft ist eine der größten. Ich treffe auf eine Sekretärin, der ich mein Anliegen schildere. Die telefoniert daraufhin mit ihrem Chef und fragt, wieviele Außentermine er denn heute noch habe. Eine Menge heißt es. Leider höre ich die Antwort selbst – aus dem Hinterzimmer. Für Unversicherte ist man offenbar nicht zu sprechen. Das ehrlich zuzugeben anstatt sich verleugnen zu lassen wäre dem ramponierten Ruf der weithin bekannten Gesellschaft zuträglich.

Wieder ein paar Straßen weiter, noch eine ebenfalls bekannte Gesellschaft: "Nein". Das Gespräch endet kurz aber deutlich. Ich kriege die Telefonnummer einer Hotline, die über den Basistarif bescheid wisse; in der Geschäftsstelle sei das "noch nicht im Computer". Den Anruf bei der 0190er-Nummer spare ich mir.

Fünfter Anlauf, noch ein paar Straßen weiter: gleiches Bild. Der Fels in der Brandung will mich auch nicht, Diabetes ist ein Ausschlußgrund. Und erst das mit Malaria, sagen Sie mal, haben Sie eigentlich einen AIDS-Test gemacht?? Ich hätte Afrika wohl verschweigen sollen, denn dann hätte die Gesellschaft später einen bequemen Grund, mich im Bedarfsfall auch nach langjähriger Zahlung teurer Beiträge gleichwohl fristlos und leistungslos loszuwerden.

Letzter Versuch, genau gegenüber meiner Hausbank: diesmal ein gelbes Logo, große Geschäftsstelle, Wartenummern wie beim Arbeitsamt. Auch dieses Gespräch endet mit einem "Nein!", freilich aber erst nach einer ausführlichen Telefonstunde mit der Zentrale der Gesellschaft: ich wäre, so tut man mir kund und zu wissen, der erste Fall seiner Art und man habe keine Anweisungen, wie da zu verfahren sei.

Nur ein paar Stunden nachdem ich auszog, habe ich das Fürchten erfolgreich gelernt. In nicht weniger als sechs Besuchen bei fünf Versicherungsgesellschaften ist es mir nur ein einziges Mal gelungen, überhaupt einen Antrag zu stellen. Kein einziger Mitarbeiter hat mir den Basistarif explizit angeboten, und selbst für Tausend Euro im Monat wäre ich nicht sicher, überhaupt angenommen zu werden. In allen anderen Fällen wurde ich gleich abgelehnt – mit mehr oder weniger eindeutigen Begründungen. Und den vom Gesetzgeber versprochenen Basistarif gab es nirgends, auch nicht auf direkte Nachfrage.

Ich weiß jetzt wenigstens, was ich nicht will: eine private Krankenversicherung. Vor der fürchte ich mich jetzt nämlich noch mehr, als sich die Versicherung vor meinen Vorerkrankungen fürchtet. Und selbst mit Diabetes und einer schlecht verheilten Malaria sind meine Gesundheitskosten nämlich nur ca. 1.600 Euro im Jahr, ganz ohne Krankenkasse und ganz ohne Praxisgebühren. Manches macht man halt besser selber. Wer sich auf ein kollektives System verläßt, der ist verlassen, und bei der privaten Krankenversicherung schon gleich ganz am Anfang.

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