Im Gedenken an Harry Zingel (✟ 12. August 2009) ..... Alle Dokumente stehen ab sofort zum freien Download zur Verfügung (Redaktionsstand: letzte BWL CD 8/2009) .... Finanziert wird das Projekt via Google AdSense ... Achtung: Es erfolgt keine Aktualisierung der Inhalte ... Es besteht kein Recht auf Support in jeglicher Hinsicht ... Ich wünsche euch trotz alledem viel Erfolg mit der neuen alten BWL CD!!!

Der kostenlose Newsletter
der BWL CD
© Harry Zingel 2001-2009
BWL Mehr wissen,
mehr können,
mehr sein!
Startseite | Copyright | Rechtschreibung | Link mich! | Impressum | Blog

Materialwirtschaft: wie stellt man eine Mengenübersichtsstückliste auf?

Auf unseren vorigen Artikel über Stücklisten und Gozintographen erhielten wir mehrere geradezu verzweifelte Anfragen von Lesern, die sich mit der Aufstellung der Mengenübersichtsstückliste herumschlagen (müssen). Die Mengenübersichtsstückliste ist die Stückliste, aus der nur die zu beschaffenden bzw. bereitzustellenden Mengen hervorgehen, nicht aber die Zusammensetzung der einzelnen Komponenten. Die Mengenübersichtsstückliste ist daher ein Dokument des Einkaufes, und wird einfach durch Ausmultiplizieren gebildet. Das scheint schwerer zu sein als es auf den ersten Blick den Anschein hat:

Grundsätzlich ist eine Strukturstückliste eine Stückliste, die auf der untersten Ebene nur Rohstoffe hat. Das ist die theoretische Definition. Da kaum ein Betrieb aber mehr die ganze Wertkette abdeckt, werden als Strukturstückliste auch diejenigen Stücklisten bezeichnet, die nur den ganzen betrieblichen Prozeß abbilden, auf deren unterster Ebene also nur die Rohstoffe oder benötigten Kaufteile zu finden sind. Das Beispiel links, das identisch mit der E1-Stückliste aus dem Artikel von gestern ist, ist eine solche Strukturstückliste. Wie ermittelt man hier den Primärbedarf?

Schauen wir uns das am Beispiel des Rohstoffes R1 an: der kommt drei Mal vor. Ein Mal ganz unten, ein Mal in der zweitobersten Produktionsebene und ein Mal in der obersten Produktionsebene. Es müssen also drei Teilbedarfsmengen zu einem Primärbedarf addiert werden:

  • Die oberste Menge i.H.v. 4 R1 geht direkt in ein Endprodukt E1 ein.
  • Die Menge von 1 R1 aus der zweiten Ebene der Darstellung geht in ein Zwischenprodukt Z4 ein. Ein solches Z4 steckt in jedem E1. Der aus dem 2. Vorkommen von R1 resultierende Primärbedarf ist also 1.
  • Der ganz unten stehende Bedarf von 1 R1 steckt zunächst in einem Zwischenprodukt Z2. Es sind aber 2 Z2 in jedem Z3. Wiederum 3 Z3 müssen in einem Z4 verbaut werden. Erst ein Z4 steckt in einem E1. Die "unterste" Bedarfsmenge i.H.v. 1 R1 ist also mit erst mit 2, dann mit 3 und danach mit 1 zu multiplizieren, um auf den Bedarf pro E1 zu kommen.

Insgesamt sind also in jedem E1 4 + 1 + 6 = 11 Einheiten R1 enthalten. Die Teilmengen werden von unten nach oben ausmultipliziert und dann addiert. Und so geht das für alle Bedarfsmengen:

Die Strukturstückliste Die Mengenübersichtsstückliste
Die Strukturstückliste

R1 = 1 R1 x 2 Z2 x 3 Z3 x 1 Z4 + 1 R1 x 1 Z4 + 4 R1 = 6 + 1 + 4 = 11 Einheiten R1 je Endprodukt
R2 = 2 R2 x 3 Z3 x 1 Z4 + 1 R2 x 1 Z4 = 6 + 1 = 7 Einheiten R2 pro Endprodukt
R3 = 1 R3 x 2 Z2 x 3 Z3 x 1 Z4 + 4 R3 x 1 Z4 = 6 + 4 = 10 Einheiten R3 pro Endprodukt
R4 = 4 R2 x 1 Z4 + 8 R4 = 4 + 8 = 12 Einheiten R4 pro Endprodukt

Außerdem als Kaufteil oder Halbfabrikat (daher eigentlich keine Strukturstückliste):
Z1 = 2 Z1 x 2 Z2 x 3 Z3 x 1 Z4 = 12 Einheiten Z1 pro Endprodukt

Grundregel: die einzelnen an den Rohstoffen (R) oder Zwischenprodukten (Z) angegebenen Bedarfsmengen mit allen nach oben folgenden Stückzahlen der Zwischenprodukte ausmultiplizieren. Dies für jedes einzelne Vorkommen des jeweiligen Rohstoffes oder Zwischenproduktes machen, und die Teilergebnisse zu einem Gesamtbedarf addieren.

Diese Methode der Bildung von Primärbedarfsmengen ist eigentlich einfach und übersichtlich, wenn man sie sich einmal klargemacht hat. Das freilich erfordert ein wenig Fleiß und Mühe, aber ohne Fleiß kein Preis. Sie wissen schon, zum Erfolg gibt es keinen Lift. Man muß immer die Treppe benutzen...

Wenn Sie einen ordentlichen Dozenten haben, dann zeigt der Ihnen übrigens auch, wie man sowas in einer Programmiersprache macht, zum Beispiel in SQL oder C++, denn kein Mensch macht das manuell. Außer in Klausuren, versteht sich, aber am Ende lernt man ja für die betriebliche Wirklichkeit, oder?

Links zum Thema: Materialwirtschaft: Fallstricke zwischen Stückliste und Gozintograph | Industrielle Disposition | Methoden der Bestellmengenplanung | Wahl des richtigen Lehrgangsanbieter: was macht einen guten Dozenten aus? (interne Links)

Hinweise auf relevante Inhalte der BWL CD: [Lexikon]: "Bedarfsplanung", "Disposition", "Gozintograph", "Material", "Materialwirtschaft", "Produktionscontrolling", "Stückliste". [Manuskripte]: "Bestellmenge.pdf", "Disposition.pdf".
Diese Hinweise beziehen sich auf die zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Artikels aktuelle Version der BWL CD. Nicht alle Inhalte und nicht alle Stichworte sind in älteren Fassungen enthalten. Den tagesaktuellen Stand ersehen Sie aus dem Inhaltsverzeichnis oder dem thematischen Verzeichnis.


© Harry Zingel 2001-2008
Im Gedenken an Harry Zingel, ✟ 12. August 2009
Zurück zur Hauptseite: http://www.bwl-bote.de