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»Voll der Dreck«: Wie die Führungskräfte von morgen schon heute denken

Oft werde ich für meine Arbeit gelobt, und auf der Seite der BWL CD findet der geneigte Leser eine Zahl von Beispielen. Manchmal kommen aber auch unfreundlichere Kommentare, und manche davon lassen tiefer blicken, als es dem Absender lieb sein kann. Zum Beispiel dieses liebe Brieflein hier:

Ey die Seite ist voll der Dreck. Mussten das hier grade machen und keiner konnte das von uns!!!! Mach ma einfachere Sachen.

Der Absender dieser wahrlich höflichen und ausgesucht elegant geschriebenen Mail, die übrigens am 26. April um 09:17:54 Uhr von IP-Nummer 62.143.164.152 und einem Rechner mit Windows 2000 abgesandt worden ist, scheint von einem Lehrer oder Dozenten mehr oder auch weniger freiwillig mit einigen meiner Aufgaben oder Artikeln belästigt worden zu sein. Das hat ihm offenbar nicht gefallen.

Interessant ist zunächst, daß hier auf offensichtliche Überforderung mit Aggression reagiert wird. Kein Versuch, die Inhalte zu bewältigen, auch keine inhaltlichen Rückfragen, auf die Antworten ja wahrscheinlich gewesen wären, sondern nur "Dreck". Wir lernen offenbar nicht mehr das Lernen. Wir werden nur noch konditioniert, zu konsumieren. "Sie müssen das uns jetzt lernen" ist ein Satz, den ich allen Ernstes von Erwachsenen auf einer Ausbildungsveranstaltung gehört habe, und das ist symptomatisch: Wissen, Lernen und Qualifikation sind keine Werte mehr, sondern Belastungen. Strategien, sich selbst Lösungen zu erarbeiten, werden nicht (mehr) gelehrt. Die Menschen werden damit entmündigt. Das freilich ist für den beraubenden Sozial- und Ökostaat typisch, denn selbst denkende und kreative Bürger sind eine Gefahr, die es zu vermeiden gilt.

Es wundert daher nicht, daß auch keine konkreten Verbesserungsvorschläge gemacht werden. Darauf, was wie optimiert werden könnte, oder warum etwas nicht bewältigt wurde, verschwendet der Absender keinen Gedanken. Was uns natürlich sagt, daß er betriebswirtschaftliche Inhalte nicht als Chance und die (vermutlich) kostenlose Schule nicht als Geschenk der Allgemeinheit, also des Staates an den Einzelnen versteht, sondern als Belastung. Der Absender des Textes befindet sich offenbar in einer Versuchsperiode: er versucht, geistige Anstrengungen zu vermeiden. Seine Ausbildung ist damit aber nicht nur kostenlos, sondern auch umsonst. Schlecht angelegte Steuergelder, fürwahr.

Noch tiefer aber läßt die eMail-Adresse blicken, die unser Freund angegeben hat. Die beginnt nämlich mit "chefsimon" (den Provider verschweige ich hier aus Datenschutzgründen). "Simon" hält sich also offenbar für eine Führungskraft, ist aber nicht in der Lage, mit einer fordernden Situation umzugehen. Das also sind die Manager der Zukunft. Mir graut vor dem, was uns in der Wirtschaft wohl noch blüht. Die derzeit vielfach anzutreffende Servicewüste ist wohl nicht mal das Vorspiel zu der Zeit, da Simon wirklich Chef wird.

Wir müssen, das kann man aus dem nur scheinbar nebensächlichen Feedback lesen, unseren Nachwuchs endlich wieder erziehen. Wir müssen wieder formen, schleifen und auswählen, also auf die Härten des Daseins angemessen vorbereiten. Lehrer und Dozenten dürfen nicht nur Nachwächter sein, sondern müssen sich einmischen - und natürlich die entsprechende Befugnis dazu erhalten. Solange wir junge Leute nur aufbewahren, verkommt die Schule zusehends zur Wartehalle auf Hartz IV und das Gefängnis.

Links zum Thema: Homepage der BWL CD | Kundenfeedbacks zur BWL CD | Schulgewalt: was keiner sehen will, oder das Plädoyer für die gute, alte Ohrfeige | Handys, Quake und BMW: Erfahrungsbericht eines Dozenten | Notprogramm und Gegenrevolution: alternative Vorschläge zur Schulreform (interne Links)

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