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Schlechtschreibreform: der nächste Akt |
Gestern hat der "Rat für Rechtschreibung" seine neusten Vorschläge abgesondert, und damit die Verwirrung komplett gemacht. Das aufgrund der zahlreichen und nicht mehr totzukriegenden Proteste gegen die ursprüngliche Reform von 1999 gegründete Gremium hat damit aber auch dokumentiert, daß man noch immer nicht dazugelernt hat: man kann Sprache nämlich nach wie vor nicht administrativ reformieren. Auch nicht in einer dem Wesen nach undemokratischen Gesellschaft. Immerhin versucht man in einigen Fragen jetzt zurückzurudern und reformiert die mißratene Reform ein weiteres Mal, nachdem ja schon Anfang des Jahrzehnts weitere Reformversuche unternommen aber von der Öffentlichkeit weitgehend ignoriert wurden. Das aber hilft auch nicht mehr aus dem Chaos, das längst verursacht wurde, denn schon seit dem Reform-Durcheinander von 1999 weiß keiner mehr, wie man denn heute nun gerade mal schreiben soll. Dieser Schaden ist auf Jahre wenn nicht Jahrzehnte hinaus nicht mehr gutzumachen. Und der Sinn einer solchen wahnwitzigen Herumdoktorei an der Schriftsprache versucht auch der Schlechtschreibrat gar nicht erst zu erläutern, denn er kann ohnehin nicht vermittelt werden. Um so schwerer wiegen die noch immer unbeantworteten Vorwürfe, solche Neusprechreformen wurzelten im Faschismus. Das beschämte Schweigen der Reformer wirkt hier eher als Bestätigung denn als Dementi. Die einzige Reform, die diesen Namen wirklich verdient, wäre die ersatzlose Abschaffung aller Schlechtschreibreformen und die vollumfängliche Wiederherstellung der Schreibregeln von 1990. Das hat man beim Schlechtschreibrat aber wohl immer noch nicht eingesehen. Wir aber müssen gar nichts ändern, denn wir haben keine der zahlreichen bisherigen Schlechtschreibreformen umgesetzt, weder online noch auf der BWL CD noch in den diversen Büchern. Und dabei bleibt es. Links zum Thema: EU-Osterweiterung: nichts zu feiern | Geht die Schlechtschreibreform auf ein Nazi-Projekt zurück? (interne Links) WIR gegen die Rechtschreibreform (interne Links) Literatur: Birken-Bertsch, Hanno und Markner, Reinhard: "Rechtschreibreform und Nationalsozialismus. Ein Kapitel aus der politischen Geschichte der deutschen Sprache", Göttingen 2000, ISBN 3-89244-450-1 |
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Im Gedenken an Harry Zingel, ✟ 12. August 2009
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