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Vom blauen Dunst der fehlgeschlagenen Prohibition

Raucher und Autofahrer sind Zahlemänner der Nation. Die Autofahrer wissen das schon lange; die Raucher, die es noch nicht wissen sollten, erfahren es heute, denn heute ist die zweite Stufe der Tabaksteuererhöhung in Kraft getreten: pro Glimmstengel steigt die Steuer um 1,2 Cent, was zusätzlich noch einen Umsatzsteueranstieg bedeutet, denn die Tabaksteuer ist selbst Teil der umsatzsteuerlichen Bemessungsgrundlage. Im Festhalten an dieser erneuten Steuerverschärfung zeigt sich wiederum der ganze wirtschaftliche Unverstand des rot-grünen Gruselkabinetts.

Wir verfechten hier wohlgemerkt nicht die Sache des blauen Dunstes, um das gleich zu Anfang klarzumachen. Im Gegenteil finde ich den Zigarettengestank wenig sympathisch und schicke Raucher gnadenlos auf den Balkon; der wirtschaftliche Dilettantismus der gegenwärtigen Steuerpolitik wird aber hierdurch nicht geringer. Und das nicht nur hinsichtlich der für Rot-Grün nunmal so typischen zusammenhanglosen Querfinanzierungen: so zahlt der Autofahrer durch die "Ökosteuer" die Altschulden der Bahn, die er nicht benutzet, und die Renten, die sie selbst nicht mehr bekommt, und durch die Tabaksteuer sollen die sogenannten versicherungsfremden Leistungen im Zuge der sogenannten Gesundheitsreform bezahlt werden. Wirklich logisch dieses Modell, nich?

Viel schlimmer ist der durch die Tabaksteuererhöhung entstandene neue Volkssport, der Zigarettenschmuggel. So hatte Hans Eichel offensichtlich auf die starre Nachfrage der Süchtigen spekuliert aber nicht bedacht, daß die Tabaksteuererhöhung weniger zum Abgewöhnen denn zum Kaufen illegaler Schmuggelzigaretten verleiten kann. Die vietnamesischen Schwarzhändler, die es hier allenthalben gibt, danken dem Finanzminister jedenfalls für glänzende Geschäfte. Die Mitarbeiter der Tabakverarbeiter und ihrer Zulieferer bedanken sich indes für den Verlust ihrer Jobs.

Auch Gesundheitspolitisch ist die gegenwärtige Steuererhöhung ein Rohrkrepierer: so ist bekannt, daß Raucher früher sterben. Da die Gesundheitskosten aber gegen Ende des Lebens weit überproportional ansteigen, lassen sich durch einen frühen Tod erhebliche Krankheits- und Pflegekosten infolge von altersbedingten Krankheiten wie Demenz oder Herzproblemen vermeiden, weil viele Raucher das entsprechende Alter gar nicht erreichen. So zynisch es klingen mag: je weniger Leute rauchen, desto mehr treten langfristig andere (altersbedingte) Erkrankungen hervor. Ein gesünderer Lebenswandel steigert also die gesamtwirtschaftlichen Gesundheitskosten. Wollte man wirklich das Gesundheitssystem entlasten, müßte man, um es auf den Punkt zu bringen, kostenlose Probezigaretten in Kindergärten verteilen: ein Menschenalter später wären Herzanfälle, Alzheimer und dergleichen Krankheiten dann reine Theorie, weil keiner mehr alt genug wird dafür.

Daß Prohibition nicht nicht funktioniert, weder direkt per Gesetz noch indirekt durch das Steuerrecht, hätte man vom großen Bruder lernen können, aber Rot-Grün ist wie immer tatsachenresistent. Was bleibt ist also der Mief staatlicher Umerziehungsmaßnahmen, aber dafür ein Weg an die Spitze: mit fast vier Euro pro Packung sind wir nämlich fast Europameister. Und ein Ende ist noch nicht abzusehen: am 1. September 2005 ist nämlich noch eine weitere Erhöhung vorgesehen. Auch eine Art, wenigstens irgendwo in der Spitzenliga mitzuspielen...

Links zum Thema: Ist die Erhöhung der Tabaksteuer verfassungswidrig? (interner Link)


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