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Katerstimmung nach der US-Wahl

Eine gewisse Katerstimmung macht sich in den Medien breit nach der Wahl in den USA, aber es ist nicht so recht zu erkennen, ob man trinkt, um zu feiern, oder um zu vergessen... nur der BWL-Bote ist nüchtern geblieben und denkt darüber nach, was uns jetzt wohl droht.

Vielleicht war die Debatte um die Mega-Wahl auch etwas überzogen. Gewiß, die Angst vor Wahlbetrug (oder endlosen Zählschlachten) hat Anwälten und sogar einem bekannten Filmemacher viel Arbeit verschafft und zu einer Rekordbeteiligung geführt. Bleibt man aber bei der Sachpolitik, hätte Kerry vermutlich nicht viel Spielraum gehabt: Abzug aus dem Iraq? Undenkbar! Kerry hätte fortsetzen müssen, was sein Vorgänger begonnen hat, also im Effekt einen Krieg fortführen müssen, den er nicht begonnen hat. Und ob er ihn wirklich nicht wollte, weiß vermutlich niemand außer er selbst, denn die Politiker in den USA sind kaum glaubwürdiger als die in Deutschland.

Und da war da noch die Sache mit 9-11. Wie einst bei Kennedy stinkt die ganze Angelegenheit zum Himmel, was den Verschwörungstheoretikern Auftrieb gibt, und auch für den, der sich nicht an den Spekulationen beteiligt, bleibt ein übler Nachgeschmack, das Gefühl, betrogen worden zu sein von einer Regierung, die uns irgendwas verheimlicht, denn das ist der gemeinsame Nenner aller Verschwörungstheorien: die Regierung lügt. Und am Ende bestellt sie sogar bei einem bärtigen Mann, mit dem sie jahrzehntelang gut zusammengearbeitet hat, ein Promotion-Video, rechtzeitig geliefert einen Tag vor der Wahl, denn Terrorwarnungen sollen G.W. Bush ja genützt haben. Old habits die hard...

Man kann als US-Präsident (fast) an einer Zigarre (nebst zugehöriger Praktikantin) scheitern, was ein fundamentaler Unterschied zu den Europäern ist, die sich nicht dran zu stören scheinen, daß ein bekannter Europaparlamentarier in seiner Autobiographie sogar selbst schreibt, sich in der wilden Kinderladen-Zeit der späten 60er und frühen 70er von Fünfjährigen Mädchen hat blasen lassen. Man scheitert als US-Präsident aber nicht an der Lüge, sei es, was das WTC angeht, noch hinsichtlich der Massenverschwindungswaffen, die sich bis heute so hartnäckig dem Zugriff der mächtigsten Armee der Welt entziehen. Und das ist kein großer Unterschied, denn in Afghanistan haben die Deutschen die Drecksarbeit vom großen Bruder übernommen, wie immer ein Musterschüler, einst im Dienst gegen den Kommunismus und jetzt im Dienst der Lüge. Was für ein Wandel.

Glaubwürdiger ist die Politik also nicht geworden, und auf keinen Fall sauberer: das ist nämlich, was man von der Wahl in der nach Indien zweitgrößten aller Demokraturen lernen kann: Politik ist ein schmutziges Geschäft, hüben wie drüben. Wir sollten also auch keine Erwartungen in die Politik haben, denn wer von einem schmutzigen Geschäft etwas erwartet, der macht sich selbst die Hände dreckig.

Da haben wir in Deutschland schon tiefgehendere Wahlen, so in 2006 nicht zwischen Krieg und Krieg, sondern die zwischen "Demokratur" und "Demokrötie", oder einfach zwischen Öko- und Umsatzsteuer, ganz wie man's nimmt, denn die Demokratur haben wir schon, nur daß sie bei uns Eurosklerose heißt. Mit Volkes Wille hat das freilich nichts zu tun. Am Ende geht es dann nur noch um die Krötenwanderung, nämlich der Kröten aus unseren Portemonnaies in die Staatskassen, die davon doch nicht voller werden, also im krassen Gegensatz zur biblischen Speisung der Fünftausend (Lk. 9, 13-17).

So hat G.W. Bush knapp aber mit Rekordbeteiligung gesiegt, was immerhin als Indiz für das Funktionieren des dortigen politischen Prozesses gewertet werden kann, ob uns das schmeckt oder nicht. Hierzulande siegt die Partei der Nichtwähler von Wahl zu Wahl höher, und die Rechtsradikalen gewinnen fast so viele Stimmen wie die SPD, so geschehen gerade in Sachsen. Und das ist ein Zeichen tiefgreifenden politischen Verfalls, was uns allerdings von den Amerikanern unterscheidet.

Links zum Thema: Michael Jackson und Daniel Cohn-Bendit, oder von den Vorrechten der politischen Kaste | EU-Osterweiterung: nichts zu feiern (interne Links) | Der Waffen-Fehler (externer Link)


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