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Trennung von Amt und Mandat: »Malen nach Zahlen« für Betriebswirte

Mit dem Begriff der Trennung von Amt und Mandat wird die Idee bezeichnet, daß dieselbe Person nicht gleichzeitig ein Mandat in der Legislative und ein Amt in der Exekutive oder der Judikative wahrnehmen soll, weil hierdurch ein Interessengegensatz entsteht. Das ist aber weitverbreitet, weil viele Mitglieder der Bundesregierung auch gleichzeitig im Bundestag sitzen. Das demokratische Prinzip der Gewaltenteilung ist damit nicht streng durchgesetzt, was der Politik möglicherweise nicht sehr gut bekommt. Ein ganz ähnliches Problem gibt es aber auch bei den Industrie- und Handelskammern.

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Anders als im akademischen Bereich, wo die Fachhochschulen und Universitäten selbst prüfen, sind bei den Fortbildungen nämlich Unterricht und Prüfung getrennt, d.h. wer unterrichtet, hat in der Regel keine Kenntnis von den Prüfungen – oder sollte keine solche Kenntnis haben. Eine klare Trennung zwischen Lehrtätigkeit und Mitarbeit im Prüfungsausschuß wäre also aus Gründen der Gleichheit und der Korruptionsbekämpfung wünschenswert. Leider ist das so wenig Realität wie die Trennung zwischen Amt und Mandat in der Politik.

So arbeiten viele Kammern mit Leitern oder Dozenten von Bildungsfirmen zusammen, die dann im Prüfungsausschuß ihren eigenen Teilnehmern gegenübersitzen. Für die gibt es auch keinen Aufzug zum Erfolg, möglicherweise aber einen Sessellift zum Kammerzertifikat. Mir kann jedenfalls keiner weismachen, daß der Leiter einer Bildungsfirma als IHK-Prüfer seine eigenen Teilnehmer ebenso durchfallen läßt wie die des Konkurrenten. Die bei den Kammern übliche Ämtermischung ist jedenfalls geradezu eine Einladung zur Ungleichbehandlung.

Hinzu kommt, daß in mehreren der Redaktion wohlbekannten Fällen selbst die Betreiber sehr unseriöser Bildungsfirmen in den Ausschüssen sitzen, und auf diese Weise möglicherweise erst ihren Teilnehmern überhaupt durch die Mühen der Prüfung helfen. Das eröffnet ganz neue Geschäftsperspektiven für zweifelhafte Lehrgangsveranstalter, die nach dem Malen-nach-Zahlen-Modell ohne jede pädagogische Kompetenz unterrichten: ohne die kammerspezifische Ämtermischung dürfte es kaum die Ibiza-Betriebswirte geben, die in einem dreiwöchigen Ferienseminar zu höchsten Kammerweihen gelangen wollen. Daß die jeweiligen Verantwortlichen bisher anscheinend nicht auf Hinweise aus der Öffentlichkeit reagiert haben läßt immerhin den Schluß zu, daß sie wissentlich mit solchen Betrügern zusammenarbeiten. Korruption ist in der Politik bekanntlich weit verbreitet. Wie viel Korruption gibt es aber bei den Industrie- und Handelskammern?

Wir empfehlen allgemein die Entfilzung des Kammerwesens. Das ist insbesondere im Interesse derer, die nicht durch die Prüfung gekauft oder gehoben werden können oder wollen, doch langfristig ist es auch im Interesse der Industrie- und Handelskammern selbst. Deren zunehmend schlechter Ruf wird durch die Geschichten, die in der Wirtschaft über ihre Fortbildungen umlaufen, nicht besser. Ein wenig Transparenz könnten nicht schaden. Die eigentlich gut gemeinte Idee der Selbstverwaltung der Kammern schafft anscheinend einen Nährboden für Klüngel und Filz jeder Art, und das nicht nur in den bekannten Karnevals-Hochburgen.

Links zum Thema: Rechnungswesen in zwei Tagen: der Turbo-Lift zum Erfolg? | Gibt es Titelmühlen im Bereich nichtakademischer Fortbildungen? | Bestehensquoten in IHK-Prüfungen: Nepper, Schlepper, Bauernfänger... (interne Links)


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